Viel zu geradliniges, auf sicher spielendes und unspektakuläres Comic-Relaunch,
dass zwar unterhalten kann, jedoch nie nennenswerte Hochs durchlebt oder
großartig Eigenständigkeit an den Tag legt.
The Amazing Spider-Man muss sich seinem direkten Kontrahenten stellen,
Vergleiche gefallen lassen und im Endeffekt geschlagen geben. Gerade mal 10
Jahre nach Sam Raimi´s ersten Spiderman-Film und lächerliche 5 Jahre nach dem
„Abschluss“ dessen Trilogie ruft Hollywood zum Relaunch. Warum? Ganz einfach –
GELD! “Money makes the world go round” und lässt so den sympathischen
Netzschwinger ein paar Ehrenrunden durch die Heimkinosäle der neuesten
Generation drehen.
Gibt es irgendwelche Neuerungen zum „alten“ Erstling? Ja! Sind diese
besser? In meinen Augen ganz klar “Nein”! Wieso? Ganz einfach…
…die augenscheinlichste Änderung liegt in Peter Parker / Spider-Man
selbst vor. Schön zu sehen, dass er nun weniger „nerdy“ und trottelig daher
kommt, jedoch hat er nun neben einer gesunden Portion Coolness und
Selbstbewusstsein auch einen nicht zu verachtenden Hang zur Arroganz und bricht
Versprechen, die er einem sterbenden, besorgten Vater gegenüber gemacht hat –
tolle Charakterzüge! So was lob ich mir… Spider-Man war nie arrogant, hat nie mit
den Verbrechern gespielt und seine Überlegenheit demonstriert oder sich über
die Polizei lustig gemacht (außer vielleicht im dritten Teil der
Raimi-Trilogie, aber das ist eine andere schmerzhafte Geschichte) – was soll
das? Da ist mir der alte Spidey lieber. Somit muss ich meine Aussage auf den
„sympathischen Netzschwinger“ leider revidieren.
Und wo bitteschön waren M.J. und Mr. Jameson und sein Daily Bugle? Die
gehören für mich zu Spider-Man, wie Ketchup zu Pommes. Seinen neuen Onkel und
seine neue Tante kann ich leider auch nicht ungeschoren davon kommen lassen.
Bei Martin Sheen hat man andauernd das Gefühl ihm würden jeden Moment die
Dritten aus der Kauleiste fallen und Tante May konnte leider nicht unpassender
gecastet werden. Wie genial und vorallem würdevoll kam die „alte“ Tante May rüber?
Im neuen wirkt die gute Frau, wie eine unsympathische, leicht ungepflegte
Kräuterhexe – sorry, ist doch aber so?!
Dank diesen „Verbesserungen“ und der bekannten Grundstory, wirkt
insbesondere die erste Hälfte recht ermüdend. Es wird zwar versucht den
bekannten Storyverlauf mit einer neuen Hintergrundgeschichte zu Peter´s Eltern
und der Einführung des neuen Bösewichts zu kaschieren, an der Tatsache ändert
es leider nichts. Es geht schon beinahe nach hinten los, denn The Amazing
Spider-Man braucht über eine Stunde um halbwegs in Fahrt zu kommen und hat bis zu
diesem Zeitpunkt erstaunlich wenig Eigenleistung gezeigt.
Ab dem Abendessen bei Gwen´s Eltern und dem Outing Peters gegenüber
seiner holden Dame kommt der Streifen langsam ins Laufen, bietet ein paar nette
Dialoge und gutes Pacing. Die Konstellation Peter, Gwen und deren Vater als
Polizeichef ist ganz interessant, sorgt für etwas Spannung und witzige Momente,
muss sich aber der Dreierbeziehung aus den alten Filmen (Peter, M.J. &
Harry) klar geschlagen geben. Diese hatte mehr Konfliktpotential, bot besseres
Drama und Norman Osborn als Gegenspieler von Spiderman und Vater von Harry
ergänzte diesen Zwist auf simple, aber geniale Art und Weise.
Und wieso sieht Gwen´s Vater Willem Dafoe so erschreckend ähnlich?
Es ist ja nicht so, als ob The Amazing Spider-Man alles falsch machen
würde. Beim besten Willen nicht! Aber er macht nichts besonders gut, ist nicht
eigenständig, sondern bedient sich bei erprobtem Erfolgsrezept. Die Action ist
hierfür ein Paradebeispiel. Diese ist in der Tat gut gemacht, sieht schön aus,
aber alles wurde uns in den Vorgängern bereits präsentiert und das auch besser.
Man erinnere sich nur an die halsbrecheriche Spidey vs. Doc-Oc Schlägerei auf
dem Zug aus Teil 2 oder die wilde Luftverfolgungsjagd zu Beginn des dritten Teils.
Diese waren einfach wilder und dennoch überschaubar, innovativer und auch
länger. Oder das Tribut von Raimi an sich selbst während Ärzte versuchen Doc-Oc
die Tentakeln abzunehmen. Oder oder oder…
Die Änderung, dass Peter nun seine Spinnennetzdrüsen selbst baut und
instinktivere Bewegungen absolviert, finde ich zum Beispiel gut.
Ja… die Effekte sehen im ganz neuen Teil besser aus. Aber machen super
Effekte auch gleich einen guten Film? Nein!
Die Raimi-Filme waren lustig (für manchen vielleicht etwas zu lustig) und
hatten recht viel Slapstick, auch verbal wurde sich komödiantisch öfters ausgetobt.
Man erinnere sich nur an J.J.J. - Ich kam aus dem Lachen nicht mehr raus. Die
Dialoge waren überspitzt, dafür aber urkomisch. Auch waren die „alten“ Filme
bunt, ja fast sogar knallbunt. Der neue Spidey ist eher ernst und recht dunkel
geraten. Wieso? Es ist Spider-Man! Nicht Batman! Was soll das? Der Kerl trägt
die amerikanischen Nationalfarben als Kostüm. Wieso ist der Film so dunkel?
Auch die Witze an sich sind in den alten Filmen cleverer, einfallsreicher
und schlicht und einfach witzig. Im Neuen wiederholen sich genau 2 Gags. Einmal
der, dass Peter an diversen Gegenständen „kleben“ bleibt und der, dass er
aufgrund seiner Kräfte die ein oder andere Sache demoliert – toll! Hier glänzt
der Film auch nicht mit Einfallsreichtum. Ab dem dritten Mal wird dies arg
langweilig, ab dem fünften Mal ist es nur noch nervtötend.
Für Leute, die die Raimi-Trilogie nicht kennen oder aufgrund ihres
Humors hassen ist der Film bestimmt besser und mag in diesem Fall vielleicht
auch als gut betrachtet werden. Deshalb auch noch gerade so drei Punkte.
Für mich nicht mehr, als eine solide, moderat unterhaltsame
Comicverfilmung ohne irgendwelche Hochs, die zu Beginn sehr träge erscheint und
zum Teil fragwürdige Figuren und fehlbesetzte Parts vorweist, jedoch sehr
ansehnliche Effekte, solide bis gute Schauspieler und souveräne Action besitzt; pers. 2,5 Punkte.
Bild (4 P):
Hier gibt es nicht viel zu berichten. Im Grunde genommen ist das Bild
sehr hochwertig, jedoch finde ich es generell etwas zu dunkel und zu weich. In
Nahaufnahmen wird zwar eine sehr gute Schärfe geboten, in Halbdistanzshots und
Einstellungen aus der Ferne kann das Bild allerdings nicht 100%ig überzeugen.
Aufgrund des dunklen Tons und des leicht weichen Looks ist der Kontrast zwar
gut, die Plastizität aber mau und das Bild im Gesamten eher flach.
Sound (Engl. MA-Audio)
(4 P):
Gut, aber bestimmt nicht besser, sehr gut oder fantastisch. Vielleicht
sind die vier Punkte sogar noch zu viel, vielleicht bin ich aber auch einfach
nur etwas zu kritisch.
In meinen Augen fehlt es dem Sound, genau wie dem Film, an
Eigenständigkeit und Kreativität. Die Dialogwiedergabe ist gut, die Balance
stimmt, die Filmmusik ist auch gut abgemischt, jedoch plätschert alles etwas
lustlos vor sich hin. In der ertsen Hälfte passiert kaum etwas, der Mix ist
sehr frontlastig und hat keinerlei nenneswerte Momente. Ab der zweiten Hälfte
ändert sich dies zwar, allerdings schafft es der Sound nie ein Grinsen,
Aha-Erlebnis oder weites Klangspektrum hervorzurufen. Es kracht mal hier, etwas
Räumlichkeit dort, ein paar rückwärtige Effekte werden hin und wieder auch
eingestreut, im Gesamten wird aber nichts Besonderes geboten und der Sound
zieht am Zuhörer genauso vorbei, wie der Film beim Zuschauer.
Achtung: Die 3D-Version hat keine engl. Master-Audio-Spur; nur Dolby Digital.
Extras (3 P):
Es gibt eine Extra-BD. Angeschaut habe ich mir diese nicht, kann somit
leider auch keine Kritik abgeben. Daher gibt es wertfreie 3 Punkte. Ich denke
jedoch, dass es von der Menge her eher 4 Punkte sein werden.
Vom Inhalt wird wahrscheinlich nichts Tolles geboten werden, außer dem
üblichen Bla-Bla, wie toll und wie anders der neue Spider-Man doch ist und
inwiefern er dichter am Comic ist und wie viel besser er als die alten Filme
ist, obwohl alle der Beteiligten die Raimi-Teile lieben, wie viel mehr auf
Details geachtet wurde, etc.
Ich mag mich aber auch täuschen…
3,0 von 5 - Story
4,0 von 5 - Bild
4,0 von 5 - Sound
3,0 von 5 - Extras
Player:
Sony PlayStation 3
Darstellung:
Mitsubishi HC-4000
Blu Ray: The Amazing Spider-Man
Sony PlayStation 3
Darstellung:
Mitsubishi HC-4000
Blu Ray: The Amazing Spider-Man
Für mich war es ein sehr sehr schlechtes Erlebnis, vor allem die Szene mit dem Kran am Ende.
AntwortenLöschenHallo Dogan. Freut mich, dass du dich hier hin verirrt hast.
AntwortenLöschenUm ehrlich zu sein fand ich die Szene mit dem Kran garnicht sooooo mies. Das hat mich etwas an die "alten" Filme erinnert, die ebenfalls so käsige Szenen hatten. Man erinnere sich nur an die mit Stöcken und Dosen werfenden New Yorker auf der Brücke am Ende des ersten Teils oder die Passagiere im des Zuges im zweiten Teil.
Aber du hast schon recht. Bei einem Film der so glatt gebügelt ist, wie es der neue Spidey eben ist, kommt eine so käsige Szene nochmals stärker und käsiger rüber, als es bei den alten Filmen. Diese hatten so viele übertriebene Momente, dass man einen solchen "Scheiss" mit einem Augenzwinkern abgetan und gelacht hat.