Dienstag, 27. August 2013

Hannibal (TV-Serie)


Story/Film (1 P):
Ich hab´ so´n Gefühl, ich werd´ mich unbeliebt machen...
 
Hannibal ist einfach nur ätzend. Selbst wenn die Serie einen anderen Titel tragen würde und nicht nur von seinen vorausgegangenen Kinofilmen und der großartigen Leistung Anthony Hopkins´ leben würde, wäre sie immer noch schlecht.

... ich glaub´ jetzt ist´s passiert.


Wieso?

Das will ich hier kund tun.
Bryan Fuller, der Schöpfer von solch innovativen und guten Serien (das war ernst gemeint), wie Dead Like Me und Pushing Daisies begibt sich nun also an eine Killer-Thriller-Serie und… drückt dieser zwar einen interessanten und auch separat betrachtet sehr guten, visuellen Stil Stempel auf, leider passt dieser zu einer irgendwie ernstgemeinten Serie ungefähr so gut, wie der Sin City Comic Look zu einer Woody Allen Tragikkomödie.
Ich spreche nicht von den Traumsequenzen, die der Hauptcharakter immer durchlebt.
Der Farbtonus ist viel zu duchdacht, denn alles ist künstlich auf einander abgestimmt und fernab jeglicher Realität. Dies zieht sich durch das gesamte Setdesign bis hin zu den Kostümen der Schauspieler, sowie deren Haarfarben. Zu keiner Zeit entsteht der Eindruck einer reellen Welt, den eine Serie wie Hannibal allerdings schwer nötig hätte. Das zum Einen.

"Schaust du hier Kleines. Das ist meine Nummer. Kannst mich gerne mal anrufen. Aber vorher zieh das dämliche rote Kleid und die blöde rote Jacke aus, färb dir die roten Haare um und zieh dir keine roten Strumpfhosen an. Man könnte meinen du hast ein Problem. Und wenn ich dich besuchen komme und irgendeine Tapete rot gestrichen ist, schwöre ich dir, verarbeite ich dich zu Blutwurst. Und wenn du jetzt auf meine stylische, rote Krawatte schaust, schwöre ich dir, ist´s direkt mit dir vorbei."

Zum Anderen ist das Konzept der Serie veraltet und fast schon armseelig. In jeder Episode jagen unsere blassen Figuren einem Serienkiller hinterher, der selbstverständlich zum Ende dieser Epidode nach Möglichkeit blutig abdankt. Abwechslungsreich! Und wieviele verückte Serienkiller halten sich Bitteschön in Amerika, in einem Umkreis von gefühlten 5 Kilometern, denn auf??? Etwas übertrieben? Neeeein, äußerst glaubwürdig das Ganze.
Das bringt uns nun zu den bereits angesprochenen, blassen Figuren. Eine Charakterzeichnung bleibt aussen vor. Einzig der Hauptcharakter (Mister "Zeig mir deinen Kühlschrank, ich sag dir wohin du in Urlaub fliegst" Copperfield) geniesst einen Hauch Tiefe, ist und bleibt aber uninteressant und den Rest der Zeit befasst sich die Serie lieber mit den „psychologischen“ Profilen der einzelnen Killer, die… Achtung (! ) zum Ende der Episode immer draufgehen. Die immer wieder auftretenden Nebenfiguren, von denen es überraschend wenig gibt, sind einfallslose Abziehbildchen von standadisierten Polizeikollegen, schimpfenden Vorgesetzten und Konsorten. Es gibt keinen (!) Charakter, den man als eigenständig bezeichnen könnte. Man denke nur mal an Serien, wie Deadwood, Sopranos, Boardwalk Empire, Battlestar Galactica, Lost oder The Walking Dead, die alle eine ziemliche Menge an innovativen, glaubwürdigen oder interessanten Figuren besitzen… Hannibal besitzt nicht eine!
Das bringt uns zu einem weiteren Punkt. Es entsteht der Eindruck, dass Hannibal einen sehr überschaubaren Cast hat – gefühlte 5 Darsteller spielen in der Serie mit. Okay, es sind wahrscheinlich ein paar mehr…aber nicht viel mehr.
Dies waren nur die Dinge, die generell nicht stimmen und die Serie, auch wenn sie nicht auf Hannibal hören würde, ziemlich uninteressant machen.

"Darf ich vorstellen, Laurene Fishburne. Er wird zwar immer dicker, dafür schauspielert er aber auch immer weniger. Seht Ihr auch alle, wie toll unseren grauen Anzüge zum Setdesign passen? Und erst der Kontrast zum bräunlichen Hintergrund. Ach... hat irgendjemand ein Drehbuch? Nein? Egal, dann schau ich einfach creepy durch die Gegend."

Aber Hannibal hört nun einmal leider auf den Namen Hannibal, sein Hauptcharakter soll Hannibal Lecter und die Neuverkörperung des legendären Kannibalen darstellen. Das ich nicht lache! Ich habe nichts gegen Mads Mikkelsen und muss gestehen, dass ich diesen immer gerne schaue, aber in die Rolle des Hannibal Lecter passt er ähnlich gut, wie Elijah Wood in Zack Snyder´s 300 als Leonidas passen würde – nämlich nicht im Geringsten. Zu keiner Sekunde kann man Mads Mikkelsen die Figur des Hannibals abkaufen. Vorallem sein starker nordischer Akzent, den er im Original hat, passt überhaupt nicht… kein Stück… bereitet in dieser Rolle Ohren- und Kopfschmerzen… sorgt für Kopfschütteln…

Aber auch der Rest seiner Performance ist geradewegs lächerlich. Es reicht nun mal nicht aus, jemanden zu casten der „komisch“ ausschaut und einen bösen Blick hat, wenn er diesen aufsetzen möchte. Mads Mikkelsen spielt eintönig, gelangweilt und schafft es nicht die charakteristischen Züge, wie beispielsweise das bösartige Grinsen und die Freude am perfiden Spiel und Hannibals´ Zynismus zum Ausdruck zu bringen. Er schaut praktisch immer gleich aus der Wäsche, nämlich komisch und creepy.

"Hmm... ich kann nur hoffen, dass der Kameramann weiss was er macht. Ach was soll´s? Ich schau einfach komisch, es steht Hannibal auf´m Cover, das muss reichen. Tadaa..."

Des Weiteren hat die Figur Hannibal nicht allzu viel mit der Figur der Romane zu tun. Die Opfer Hannibals´ erscheinen willkürlich und spiegeln nicht dessen Vorliebe für die High Society wider. Die Figur Hannibal ist generell sehr, sehr flach in der Serie und lebt eigentlich nur durch ihre Auftritte in vorausgegangenen Filmen.

Und das bringt uns zu einem weiteren Kritikpunkt. Wann soll die Serie überhaupt spielen? Die etablierte Timeline wurde großzügig außer Acht gelassen und ergibt nun keinerlei Sinn mehr. Ich weiss nicht wie die Staffel ausgeht, da ich nur vier Episoden durchgehalten habe, aber wenn man sich an ein derartiges Projekt begibt und auf allseits bekannte Figuren und Geschichten zurückgreift, sollte man die vorausgegangenen Film-Klassiker respektieren, im Auge behalten, diesen treu bleiben, nicht künstlich verwässern und über den Haufen schmeissen. Und wer der Meinung ist, dass man einer Serie mehr Zeit zum Zünden geben solle, mag in Ausnahmefällen Recht haben. Bei all dem Mist den Hannibal jedoch verzapft hilft auch Abwarten nicht mehr. Ca. 160 Minuten hatte die Serie Zeit mich in irgendeiner Weise zu begeistern; das Gegenteil war der Fall. Hannibal ist mit jeder weiteren Episode immer katastrophaler geworden.

"Ich starre dich in Grund und Boden, wenn du nicht gleich dein Maul hälst. Ich versuch hier gerade ´nen Emmy zu gewinnen, also Fresse, sonst Schnauze."

Und auch wenn Hannibal irgendwann an einen Punkt angelangt, an dem die Filme einsetzen… macht die zeitliche Einordnung immer noch keinen wirklichen Sinn oder o.g. Kritikpunkte nichtig.


Fazit: Uninteressante und extrem blasse Charaktere, aufgesetzte Story nach lahmen und altbackenem Konzept, fehlbesetzte Parts, mieses Skript, unpassender, überstilisierter Look und eine Beleidigung für Fans der Bücher und Filme. Wer Hannibal Lecter sehen möchte, sollte die Filme schauen. Wer eine gute TV-Serie schauen möchte, sollte an diesem filmischen Unfall ohne sich Umzudrehen mit Vollgas vorbei fahren.

P.S. Über die furchtbar aufgesetzte Musik schreib´ ich nicht auch noch was. Ist die Zeit nicht wert.

P.P.S. Gaspard Ulliel konnte man einen jungen Hannibal Lecter in "Hannibal Rising" abkaufen. Mads Mikkelsen war praktisch zum Scheitern verurteilt, da er Hannibal in einem Alter spielt, in dem man Anthony Hopkins gewohnt ist. Er besitzt keinerlei Ähnlichkeit, schafft es nicht die etalblierte Mimik ansatzweise nachzuahmen und klingt von der Stimme her unpassender, als Bane in The Dark Knight Rises. Und wenn die Intention war, "die Originale als eigenständige Werke bestehen zu lassen und Fans aber dennoch mehr Hannibal zu bieten und man deshalb eine völlig "neue" Herangehensweise gewählt hat (bla, bla, bla...)", dann macht der ganze Scheiss noch weniger Sinn, denn dann ist´s kein Hannibal mehr. Basta! Setzen, Sechs. 
Na gut. Fünf. Einen Gnadenpunkt für die technische Umsetzung, auch wenn die total deplaziert ist.

6 Kommentare:

  1. "Mads Mikkelsen spielt eintönig, gelangweilt und schafft es nicht die charakteristischen Züge, wie beispielsweise das bösartige Grinsen und die Freude am perfiden Spiel und Hannibals´ Zynismus zum Ausdruck zu bringen."

    Doch, doch alles da. Vielleicht muss man zwingend die HD-Version sehen, aber diese minimalen Regungen, die zb über seinen Gesicht huschen sind einfach brilliant und immer passend. Das hat eine ganz andere Qualität als (beispielsweise) das nicht ganz so subtile "Walking Dead" (was ich auch mag).

    Und, wozu eine Kopie der Filme anfertigen? Ich fand die neuen Ansätze überaus gelungen und kann den Leuten nur empfehlen, sich selbst ein Bild von "Hannibal" zu machen. Wenns einem nicht gefällt, kann man ja immernoch nach 2-3 Folgen aussteigen. Für mich war es die bisher beste Serie, die ich dieses Jahr sehen konnte.

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    1. Geschmäcker... wie sie unterschiedlicher nicht seien könnten.
      Ich finde fast alles beschissen an der Serie. Angefangen beim Look, über das Konzept, die Schauspieler, die Musik, bis hin zur Verwässerung des Charakters... alles eine Katastrophe.

      Ich werde bestimmt nicht weiter schauen.

      Aber dennoch "Danke" für deinen Kommentar.

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    2. @Unterschiedliche Geschmäcker: Das finde ich aber auch interessant (sonst hätte ich hier nicht gepostet ;) gerade weil deine Kritik so völlig konträr zu meinem Empfinden ist.

      Aber beispielsweise bei deiner "The Dark Knight Rises"-Abhandlung kann ich dir wiederum in allen Punkten zustimmen und bin ebenfalls verwundert über die allgemein begeisternden Kritiken.

      Was ich aber ungern abstrafe ist, wenn ein sichtlich ambitionierter Film scheitert. Christoph Waltz sagte so schön (sinngemäß) "Wer das Scheitern nicht einkalkuliert, hat gar nicht erst die Chance etwas Neues zu Erschaffen". (diese risikolose Heransgehensweise kann man ja sehr gut beim deutschen Film beobachten...) Ergo lieber mal was schräg-misslungenes als ein immer gleiche Einheitsbreisoße.

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    3. Sehr guter Kommentar, dem nichts hinzu zu fügen ist. Besonders der Part mit der "risikolosen Herangehensweise" hat mir gut gefallen. Schräg-misslungen; das trifft´s in meinen Augen genau, wenn es um Hannibal geht.
      Besten Dank!

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  2. Respekt, 4 Folgen duchgehalten, ich habe nach 3,5 entnervt aufgegeben. Selten einen derartigen Müll gesehen.

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    1. Danke. Ich habe schon gedacht ich stehe allein auf weiter Flur.

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