Samstag, 31. August 2013

Flesh + Blood (Blu Ray)


Story/Film (3 P):
„Das frühe Meisterwerk von Paul Verhoeven“, wie es so schön auf dem Cover der Blu Ray betitelt wird, ist wohl eher „Das frühe Werk des Meisters Paul Verhoeven“. Von einem Meisterwerk-Dasein ist der Film leider weiter entfernt, als Gina Wild von ihrer Jungfräulichkeit. Na gut… so schlimm ist´s nun auch wieder nicht, aber dennoch hat Flesh + Blood einige Mängel, die auch nicht unter dem Deckmäntelchen der 80er gut geheißen werden können.

Die erzählte Geschichte voller bedeutungsschwangerer Momente und christlicher Symbolik steckt voller Widersprüche und kritisiert die Institution Kirche auf eine gelungene Weise. Hier ist die Handschrift Verhoevens besonders gut zu erkennen. Auch die Gewalt- und Erotik/Nacktheits-Spitzen sind charakteristisch für den holländischen Regisseur und verfehlen ihre Wirkung nicht. Mal abstoßend, mal erotisch und anzüglich, kurz darauf mit Symbolik geschwängert, gibt sich so manche explizite Szene/Einstellung die Klinke in die Hand. Wer schon immer Jennifer Jason Leigh nackig bestaunen wollte, kommt bei Fleisch & Blut voller, als voll auf seine Kosten. Rund die Hälfte des Films macht die Holde eine gute Figur im Adamskostüm, wirkt dabei gelassen und anscheinend pudelwohl. Mich stört´s nicht…
Aber das Werk hat auch seine Kehrseiten. Und diese sind nicht so ansehnlich, wie Jennifer Jason Leighs´. Das Setdesign, besonders die Kostüme und die Frisuren so mancher Figur lassen Erinnerungen an „Helden in Strumpfhosen“ aufkommen und wirken alles andere als authentisch.

"Komm her Schätzelein und gib deiner Schmalztolle ´nen dicken fetten Schmatzer. Lass dich von dem zerfledderten Penis nicht aus der Stimmung bringen. Das ist das Mittelalter und so ein bißchen Gekröse schenken wir nicht mal einen Blick."

Auch die Schauspielleistungen variieren stark. Eine wirklich gute Performance bekommt man eigentlich nicht zu Gesicht. Rutger Hauer weiss zu gefallen, auch Mrs. Leigh macht ab den Schultern aufwärts eine ähnlich gute Figur wie unterhalb, die Darsteller der Nebenfiguren schießen jedoch gerne mal übers Ziel hinaus und sorgen für manches, herzhaftes Lachen oder zumindestens Schmunzler.
Von der technischen Seite weiss Flesh + Blood zu gefallen, das etwas günstigere Design und die zum Teil blöden Frisuren und Klamotten lassen sich verkraften, die Kameraarbeit ist gut und der generelle Look überzeugt. Musikalisch zeichnet sich Basil Polidouris (u.a. Conan, Total Recall) verantwortlich, jedoch wird sein Hauptthema etwas zu häufig angespielt, wiederholt und beginnt zum Ende hin leicht zu nerven.

Ganz klar das beste Kostüm im Film.

Fazit: Durchwachsenes Ritter-Gemetzel aus den 80ern mit viel Fleisch und Blut, bei dem man ein paar Abstriche in Kauf nehmen muss, die ersten 20 Minuten zunächst etwas verkrampft wirkt, dann aber ins Rollen kommt. Besonders der dritte Akt weiss zu gefallen und entschädigt für so manche Dämlichkeit.

P.S. Für Fans von Paul Verhoeven, Rutger Hauer und Jennifer Jason Leigh jedoch empfehlenswert.

Bild (2,5 P):
Man(n), man(n), man(n)… dabei hat´s so verdammt gut angefangen…
Man legt die Blu ray ein, startet den Film und… kann seinen Augen kaum trauen, so gut ist das Bild. Die ersten 30 Minuten lag das Bild beinhahe auf vollen fünf Punkten (es gab nur einen kleinen Ausrutscher während einer sehr kurzen Sequenz im Inneren der erstürmten Festung). Der Schärfegrad ist bombastisch, die Detailzeichnung nicht minder beeindruckend, die Farben wirken natürlich, sind aber dennoch kräftig, der Kontrast ist weitestgehend sehr gut, die Tiefenwirkung schön ausgeprägt und die natürliche Kornstruktur sieht blendend aus. Man ist geneigt zu applaudieren. Ein paar Bildrandunschärfen gehen definitiv auf die Wahl der Linse zurück, da diese ganze, aussen gelegene Bildbereiche verzehrt. Das kreide ich der Scheibe nicht an.

Mit dem weiteren Verlauf des Films verlagert sich das Geschehen jedoch immer häufiger ins Innere einer Festung und hier geht das Bild öfters völlig in die Knie. Neben einem stärkeren Rauschen, welches oft mit einem exzessiven Gebrauch von DNR (Digital Noise Reduction) bekämpft wurde, für weiche, leicht wachsige Gesichter sorgt und aufgrund dessen mit Edge Enhancement wieder scharf gezeichnet wurde, ergibt sich ein Brei, der alles andere als schön anzusehen ist. Hinzu kommt, dass die Farben in eben diesen „geschlossenen“ Szenen und schummriger Beleuchtung stark zum Orangenen tendieren. All das geht sogar soweit, dass Rutger Hauer und Jennifer Jason Leigh beim Baden rote Haare haben und dank DNR und Edge Enhancement frisch, wie aus dem Ei gepellt aussehen.
Die Farben sind davon mal abgesehen hin und wieder etwas schwankend. Hier sind nicht nur die orange-lastigen Momente gemeint. Ab und zu fallen die Farben ab und wirken blasser, als sie es noch ein paar Einstellungen zuvor taten.

"Na du? Hättest du gedacht, dass die Qualität so abfällt? Ja... da kannst du ein langes Gesicht ziehen. Hättest mich ruhig mal warnen können, du nutzloses Orakel."
Zum ganzen Überfluss wurden einige Passagen nachgeschärft, es schleichen sich Doppelkonturen ein und werten das Bild abermals ab.
Einzig und allein die Aussenaufnahmen bei Tageslicht können fast durchgehend überzeugen und wirken natürlich und das Bild macht einen sauberen, von Schmutzpartikeln schön befreiten Eindruck.
Die wirklich miesen Momente halten sich in ihrer Anzahl etwas zurück, aber dennoch fällt die gesamte Qualität nach ca. 45 Minuten deutlich ab und erreicht nur sehr, sehr selten wieder gutes Niveau. Das referenzwürdige Level, welches zu Beginn des Films herrscht, wird zu keiner Zeit wieder erreicht.

"Schau mal da oben. Ein Strick." "Den hat man für den Bild-Restaurator hingehangen. Musst du nicht weiter beachten."
 
Fazit: Zum Teil extrem wechselhafte Qualität und im Gesamten nur bedingt zu empfehlen. Wer die Möglichkeit hat die Blu Ray vorher zu testen sollte dies unbedingt tun.

Sound (Engl. MA-Audio) (3,5 P):
Der Sound weiss im Gegensatz zum Bild jedoch zu gefallen. Zwar gibt es nur einen 2.0-Mix und auch ist dieser etwas leise ausgefallen, dreht man den Pegel allerdings auf, kann die Front überzeugen. Besonders die klare Dialogwiedergabe ist zu erwähnen, sowie die Tatsache, dass in den Actionsequenzen schöne Stereoseparationen vorkommen. Die Balance ist gut und die Musik von Basil Polidouris gekonnt integriert.

Extras (1 P):
Audiokommentar von Paul Verhoeven, Trailer und Bildergalerie.

Und noch ein kleines Extra.

P.S. Es gibt auch ein teures Mediabook mit Booklet und diversen Extras.



3,0 von 5 - Story   
2,5 von 5 - Bild 
3,5 von 5 - Sound
1,0 von 5 - Extras

55% Gesamtwertung

Player:
Playstation 3
 
Darstellung:
Mitsubishi HC-4000

Blu Ray: Flesh + Blood (Single Edition)


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