Samstag, 1. Februar 2014

The Act Of Killing – US-Import (Blu Ray)




The Act Of Killing – US-Import ohne dt. Ton (Blu Ray)

Region A Blu Ray - läuft nicht auf deutschen BD-Playern !!
Diese Ausgabe enthält beide Versionen  (Director´s Cut & Kinoversion) in HD.

Vorwort:
Unten stehende Zeilen stammen von meinem Review zur Kinoversion des Films. Viel möchte ich diesen auch gar nicht hinzufügen. Folgendes ist jedoch noch ergänzend zu erwähnen:

Das alte Review ist evtl. weniger nüchtern, als es von mir gewünscht war. Es fällt aber auch sehr schwer diesen Film nüchtern zu betrachten. Des Weiteren muss erwähnt werden, dass die Statisten wohl doch 100% freiwillig mitgespielt haben und diese explizit für ihre Fähigkeit des „Vor der Kamera Weinens“ ausgewählt wurden… glauben wir dies einfach mal und kommentieren es nicht weiter.
Dies beeinträchtigt die Intensität der Szenen allerdings kaum; sie sind immer noch sehr krass und gehen nahe.

Nun habe ich den Director´s Cut (ca. 160 Minuten) geschaut und muss sagen, dass dieser zwar etwas langwieriger erscheint, aber ein detaillierteres Bild zeichnet und einige, meiner Meinung nach, essentielle Szenen zusätzlich besitzt oder vorhandene gekonnt weiter ausspielt. Um ein wirklich umfangreiches Bild des Ganzen, der damaligen politischen Geschehnisse, sowie der belegten Unterstützung des Westens zu erhalten, sollte man jedoch auch die Extras, vor allem das 45-minütige Interview mit Oppenheimer schauen, evtl. den Audiokommentar hören und definitiv das Booklet lesen. All dies zusammengefasst malt ein sehr informatives und ungeschöntes Bild des damaligen Völkermordes.

Ein Bild, wie es die deutsche VÖ mal wieder nicht in der Lage ist, zu zeichnen. Die deutsche Blu Ray wird aller Voraussicht nach ohne Audiokommentar, Booklet und Interview erscheinen und nur den nackigen Director´s Cut beinhalten.

Story/Film (5 P):
Ich habe ja schon viel gesehen… auf diversen Reisen in „exotischeren“ Ländern und selbstverständlich auch auf Blu Ray, bzw. DVD oder VHS. Aber das was man bei The Act Of Killing zu sehen bekommt entbehrt fast jeglichem gesunden Menschenverstand.
The Act Of Killing ist eine Dokumentation, die ein extrem authentisches und erschreckendes Portrait eines Massenmörders, eines Henkers könnte man sagen, zeichnet, wie man es unter Garantie noch nicht gesehen hat. Während eines Militärcoups in Indonesien während der 60er Jahre, wurden unzählige Kommunisten verfolgt, gejagt und rund eine Million (oder mehr) getötet.

Ca. 1000 Opfer dieses Völkermordes gehen alleine auf die Kappe von Anwar Congo, dem sich dieses Portrait widmet. Anwar Congo, ein „Gangster“, was jedoch in der indonesischen Übersetzung „free man“ bedeutet, unterm Strich in diesem Falle aber dennoch nichts anderes, als ein Gangster ist, erzählt unverblümt über seine Taten und Tötungspraktiken, ist sich keiner Schuld bewusst, eher sogar noch stolz auf seine erfundenen Praktiken, besitzt die Unverschämtheit spöttisch über die Opfer zu sprechen, stellt sich als teils bewusst sadistischer als die Nazis dar und hat generell eine gute Zeit dabei.

Während dieses (im Director´s Cut 160-minütigen) Portraits, kommen einige ähnlich abscheuliche Persönlichkeiten zur Sprache, die zum Freundes- und ehem. Arbeitskreises von Anwar Congo zählen. Politiker, die all das Treiben billigen, unterstützen und befürworten, zeigen auf erschreckende Weise, wie korrupt das Land über weite Teile ist. Vergewaltiger aller Altersgruppen dürfen in einem dermaßen bunten Treiben an Unmenschlichkeiten selbstverständlich auch nicht fehlen…



Zusammengehalten wird dieses Gerüst von dem Vorhaben Anwar Congo´s  einen Film über sich selbst, seine Kollegen und seine Taten zu drehen, die durch Joshua Oppenheimers´ (Regisseur) Crew zum Teil gefilmt werden und in denen sich die Hauptfigur Anwar Congo entsprechend selbst in Szene setzt. Teils völlig überzeichnet, mit exzessiver Selbstverliebtheit ausgestattet und mit übertriebenen und extrem billigen Gore-Szenen versetzt, werden auch hier Tötungspraktiken, Albträume und surreale Wunschvorstellungen für die Ewigkeit festgehalten. Die unfreiwilligen, als freiwillig dargestellten Statisten müssen öfters durch die Hölle gehen. Ob weinende Kinder, am Nervenzusammenbruch zusammenklappende Damen oder chinesische Geschäftsbesitzer, die vor laufender Kamera erpresst werden (eine Entschädigung durch die Filmcrew fand im Nachherein statt), Anwar Congo und seinen Freunden fehlt jegliches menschliches Mitgefühl… Einwände Oppenheimers, die hin und wieder zu vernehmen sind, werden nicht weiter beachtet.

Voller Gegensätze steckt die Doku oder besser gesagt das Land, die Regierung und viele seiner Einwohner. Mörder, die niemand zur Rechenschaft zieht, die auf perfide Art und Weise familienfreundlich und tierlieb sind, der Staat, der die Bevölkerung auf Gefahren und Gesetze hinweist, im Gegenzug aber die „Free-Man“ als Handlanger und Instrument der Unterdrückung und Ausbeutung nutzt, sowie Wahlveranstaltungen, die Demokratie vorgaukeln, jedoch von A bis Z geschmiert sind und dessen Publikum gekauft ist.

Fünf Jahre hat Joshua Oppenheimer gebraucht, um dieses Werk umzusetzen. Drei Jahre davon alleine in der Vorbereitung. Es hat sich gelohnt, denn heraus gekommen ist etwas Einmaliges, garantiert nichts Schönes, dafür aber etwas Authentisches und meiner Meinung nach geschichtlich Relevantes… ein Zeitzeugnis, wie man es nocht nicht gesehen hat. Ein Stück menschliche Geschichte, das wiedermal beweist, dass der Mensch das schlimmste Tier von allen ist.



P.S. Ob das Ende, die Reue Anwar Congos´, die damit einhergehende Selbstreflektion und der Moment des Erwachens dieses „Menschen“ einfach nur geschauspielert ist oder der Wirklichkeit entspricht, lässt sich schwer sagen. Zu wünschen wäre es ihm, genauso wie das damit verbundene Seelenleid für seine verbleibenden Jahre. Jedoch lassen die vorausgegangenen Szenen, Äußerungen und der Stolz, der ständig in dieser Person mitschwingt, schwer daran zweifeln.

Bild (4,5 P):
Wie schaut ein gutes und hochwertiges Bild eines Dokumentarfilms aus?

Stören ein paar Fokusfehler genauso viel, wie bei einem Spielfilm? Sollte das Bild filmisch aussehen? Muss eine leichte Stufenbildung im Farbbereich genauso hart kritisiert werden, wie bei einem Unterhaltungsfilm? Ist leichtes Kantenflimmern hart abzustrafen?

Die Antwort auf die letzten vier Fragen lautet ganz klar NEIN. Dokus, die mit Handheld-Digital-Kameras gedreht worden sind, können nun mal o.g. Schwächen vorweisen und liegen in der Natur der Sache. Des Weiteren muss ich sagen, kommen diese Dinge nur sehr, sehr selten vor und die meiste Zeit über wird ein sehr hochwertiges, nahezu perfektes, digitales Bild mit einer starken Detailzeichnung und einem sehr guten Schärfegrad geboten. Die Farben sind kräftig und natürlich, der Kontrast ist gelungen und öfters herrscht eine gute bis sehr gute Tiefenwirkung.

Hin und wieder ist ein leichtes Rauschen feststellbar und ab und an wurde das Bild bewusst ganz dezent überbelichtet, so dass stilmittelbedingt ein „göttliches“ Scheinen entsteht. Auch der Schwarzwert ist nicht ganz optimal und so kann es zu einem leichten Detailverlust in eben dunklen Bildbereichen kommen, ein großflächiger Detailverlust tritt aber nicht ein und generell herrscht eine sehr gute Durchzeichnung.



Sound (Indonesisch MA-Audio mit engl. UTs/nicht ausblendbar) (4 P):
Auch hier die Frage. Wie muss sich ein gutes und hochwertiges Klangbild eines Dokumentarfilms anhören?

Muss der 5.1-Mix extrem effektlastig seien? Muss die begleitende Filmmusik pompös aufspielen?
Die Antwort auf die letzten beiden Fragen lautet ebenfalls eindeutig NEIN; das MUSS der Sound nicht. Er kann es. Abhängig von der Art der Dokumentation kann ein entsprechend lebendiger Sound aber auch hinderlich seien und ein unpassendes Bild zeichnen.

Der 5.1-Mix von The Act Of Killing ist frontlastig, er bietet eine hervorragende, kräftige und präzise Dialogwiedergabe, die Filmmusik wird sehr fein ausbalanciert eingeflochten, hin und wieder kann diese etwas kräftiger aufspielen und stilmittelbedingt werden ganz subtile Effekte während ein paar seltenen Momenten eingebaut.

ACHTUNG! Es gibt nur den indonesischen O-Ton mit festen englischen Untertiteln oder den Audiokommentar. Eine englische Synchronisation gibt es nicht!



Extras (4,5 P):
Diese Ausgabe bietet beide Schnittfassungen (Kino- und Director´s Cut Fassung) in HD auf jeweils einer, somit insgesamt zwei BDs. Außerdem gibt es einen Audiokommentar zum Director´s Cut, ein mehrseitiges Booklet mit vielen politischen Hintergrundinformationen, ein ca. 45-minütiges Fernsehinterview mit Joshua Oppenheimer, Interviews von Werner Herzog und Errol Morris, sowie Trailer.

Die reine Anzahl und Vielfältigkeit der Extras mag sich zwar in Grenzen halten, der Gehalt, die Informationen sind jedoch sehr gut und meines Erachtens essentiell für dieses Werk. Somit ist eine entsprechend hohe Wertung durchaus gerechtfertigt.



5,0 von 5 - Story 
4,5 von 5 - Bild 
4,0 von 5 - Sound
4,5 von 5 - Extras

92% Gesamtwertung

86% technische Umsetzung

Player:
Panasonic DMP-BD 605

Darstellung:
Mitsubishi HC-4000

Blu Ray: The Act Of Killing – US-Import


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