ACHTUNG
SPOILER !
Story/Film
(1 P):
Ach du meine Güte! Was´n Pupes… was´n Kappes… was für
ein vollkommen blöder Film.
Wenn man Gravity als nicht allzu ernst gemeinten
Weltraum Abenteuerfilm vermarktet hätte… dann wäre zwar immer noch kein guter
Film dabei raus gekommen, es wäre aber weniger peinlich gewesen, als dieses
sinnentleerte Weltraumvehikel ohne Sinn und Verstand und mit mehr Löchern, als
die russische Weltraumstation.
Aber! Zuerst das Gute. Die Kameraarbeit ist zum Teil
fantastisch gut und liefert neben ein paar sehr schönen Weltraumaufnahmen auch
die ein oder andere künstlerisch wertvolle Einstellung; hier meine ich Sandra
Bullock in Fötusstellung vor dem Fenster der Luke, nachdem sie den Anzug das
erste Mal ablegt.
Des Weiteren sind die Specialeffects und
actiongeladenen „Katastrophenszenen“ ebenfalls großartig in Szene gesetzt.
Auch die soundtechnische Untermalung ist hervorragend
und außer der ekelhaft unpassend pathetischen Säuselmusik innerhalb der letzten
2 Minuten gibt es daran nichts auszusetzen.
Das war´s aber auch schon. Der komplette Rest, der
gesamte Film im Grunde, ist Weltraumschrott der Marke Sondermüll.
Wo soll ich nur anfangen?
Gravity ist mit so viel Logikfehlern und Dummheiten
vollgestopft, dass selbst das unendliche All kaum Platz findet diese zu
beherbergen, geschweige denn zu verstecken.
Ich fange einfach mal an.
Wenn ich noch ungefähr 0-5% Sauerstoff im Tank habe,
schwadronier ich dann über Gott und die Welt??? Na klar! Denn wir alle wissen,
dass labern deutlich weniger Sauerstoff verbraucht, als die Klappe zu halten
und gleichmäßig und ruhig zu atmen.
Wenn meine Kollegin nur noch ungefähr 0-5% Sauerstoff
im Tank hat, animier ich sie dann zum schwaduddeln? Sicher! Denn wir alle haben
eben gelernt, dass labern deutlich weniger Sauerstoff verbraucht, als die
Klappe zu halten und gleichmäßig und ruhig zu atmen.
Und wenn ich dann schon nur noch giftigen
Kohlenmonoxid atme, kraxel ich noch in aller Seelenruhe über die halbe
russische Station, mache dramaturgische Pausen, schwinge noch ein paar
Heldenreden und führe ausschweifende Dialoge…
"Eddie... bin dann mal weg. Ich nehm die Logik und die Story mit... nicht das wir sie bis jetzt benötigt hätten. Also vermisst sie auch keiner, genau so wie miiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiich... |
Interessant finde ich auch die Tatsache, dass im
schwerelosen Weltall Fliehkräfte und Anziehungskräfte herrschen. Vielleicht
hatte George Clooney aber auch einfach keinen Bock mehr auf das mistige und
dröge Skript und bat mit einem der dümmsten und größten physikalischen
Logikfehler der Filmgeschichte aus dem Drehbuch geschrieben zu werden.
Ich habe keinen Doktor in Physik und auch wenn ich
schon viel rumgekommen bin, ins All habe ich´s noch nicht geschafft. Daher
lasse ich mich, sollte ich falsch liegen, gerne von einem Astronauten oder Physiker des Gegenteils belehren. Aber wie
kann es denn seien, dass ein Gegenstand (hier: George Clooney), der sich im
Weltall im Stillstand befindet, eine Minute nachdem er von einer
Geschwindigkeit X abgebremst wurde, sich wieder ohne Fremdeinwirkung voran
bewegt, wenn ein Halteseil gekappt wird. Meine Fresse! Er befindet sich im
Stillstand… in einem schwerelosen Raum. Hier können keine Kräfte mehr auf das
Halteseil wirken, es gibt keine Gravitation, keine Anziehungskräfte, das ist
physikalisch unmöglich!!!
Nicht minder blöde ist die Szene, in der Sandra
Bullock mit der Rettungskapsel auf Geiersturzflug gen Erde geht. Hier gelingt
es doch tatsächlich einem anfänglich hinter ihr her fliegenden Schrottteil an
Geschwindigkeit aufzubauen, so dass dieses ihre Kapsel noch beschädigen kann.
Wie das funktioniert soll mir bitte auch mal jemand erklären. Ich weiss, ich
weiss… das Skript hat halt eben noch einen Cheap Thrill benötigt.
Apropos Cheap Thrills. Was ist das denn bitteschön für
ein Weltraum-stalkender Schrotthagel, der es ständig schafft immer und überall
zu seien? I smell bullshit! Das australische Opernhaus in Sydney erscheint
weniger konstruiert, als dieser Film.
Und das eine Rettungskapsel beim Türe öffnen direkt absäuft,
weil die kleinste Welle das metallene Ei zum Volllaufen bringt, glaube ich auch
nicht…
Oh! Auch eine tolle Szene. Wall-E lässt grüßen. Ich
wage es irgendwie zu bezweifeln, dass ein Feuerlöscher die Geschwindigkeit
einer derartig beschleunigten Person im Weltall ausgleichen kann und
entsprechend viel Gegenschub aufbringen kann. Ich mag mich täuschen… es sah
aber furchtbar unglaubwürdig aus.
Apropos unglaubwürdig. Habe ich schon erwähnt, wie
wunderbar knapp die gute Sandra Bullock allen unglaubwürdigen Katastrophen
entkommt? Nein? Na ja… dass der Film ein klitzekleines bisschen konstruiert
erscheint, habe ich aber doch schon erwähnt, oder?
All dies ist alleine schon schlimm genug. Vor allem,
wenn ein Film ernsthaft versucht realistisch zu erscheinen.
Der Rest taugt aber auch nichts. Schauspielerisch
gibt´s nichts, aber auch gar nichts Besonderes zu sehen. Sandra Bullock hat
einfach nicht das Kaliber oder das Können (oder zu mindestens nicht hier), um
einen Film über weite Strecken alleine zu tragen. Ihre große Charakterszene, in
der die Gute noch anfängt Hundegebell nachzumachen und die im Skript wohl als
Herz zerreißend angedacht war, kam ziemlich (!) peinlich rüber. Den Rest des
Films über glänzt aber auch keiner. Entweder sind die Gesichter hinter den
Scheiben der Weltraumanzügen versteckt oder Sandra Bullock müht sich mit ihrer
gelifteten Visage einen ab, bringt aber nichts rüber.
"Wuff, wuff!" |
Die Charakterzeichnung ist öde und einfältig, die
Charakterentwicklung billigster Stand, ständig müssen Selbstgespräche geführt
werden, da halt eben schauspielerisch nichts geboten wird, die Monologe wurden
allem Anschein nach innerhalb von 5 Minuten dahin gezimmert und Spannung ist so
abwesend wie George Clooney in der zweiten Hälfte des Films.
Fazit: Eine der vielen und eine der größten
Enttäuschungen der letzten Zeit und somit ein klarer Oscaranwärter.
P.S. Wer einen guten Film mit ähnlicher Prämisse, aber
hervorragender Schauspielleistung sehen möchte, schaue sich doch einfach Robert
Redford in All Is Lost an.
Bild (4,5 P):
Man ist schnell verleitet dem Bild die Höchstwertung auszustellen, denn der Anfang sieht einfach bombastisch gut aus – Referenzqualität.
Man ist schnell verleitet dem Bild die Höchstwertung auszustellen, denn der Anfang sieht einfach bombastisch gut aus – Referenzqualität.
Vielleicht gehe ich mit dem Bild etwas hart ins Rennen
und urteile zu streng, jedoch fällt es meiner Ansicht nach deutlich auf, dass die
Qualität im Inneren diverser Weltraumstationen, -sonden u. –kapseln spürbar
abfällt. In eben dieser Zeit verschluckt der Schwarzwert gerne ein paar
Details, der Kontrast sinkt minimal und die ansonsten extrem feine, kaum
sichtbare und praktisch nicht spürbare Kornstruktur tritt leicht in den
Vordergrund und zeichnet das Bild dezent weicher. Das ist wahrscheinlich
gewollt damit man nicht sieht, wie alt Sandra Bullock in Wirklichkeit
ausschaut - wirkt sich allerdings negativ aufs Sehvergnügen aus.
Und so, ohne allzu sehr ins Detail zu gehen, lässt
sich sagen, bietet die Blu Ray während Szenen im freien All Referenzqualität,
im Inneren der überall, Tür an Tür umher sausenden Stationen und
Rettungskapseln erreicht das Bild allerdings nur eine gute bis stellenweise sehr gute
Wertung. Das hätte ich von einem brandaktuellen Film nicht erwartet; eine
kleine (!) Enttäuschung.
"Aaaaaaah! Scheisse! Die Schwerelosigkeit zieht mich hinfort. Ich bin zu schwerelos!!! Lass mich besser los, sonst reisse ich noch ein Schwarzes Loch ins Universum!" |
Sound
(Engl. MA-Audio) (5 P):
Im Gegensatz zum Film, kann man beim Sound von einem
kleinen Meisterwerk sprechen. Der 5.1-Mix rockt vielleicht nicht die Hütte und
versucht im offensichtlichen Widerspruch zum Skript Realität zu suggerieren,
gelingen tut ihm dies aber leider auch nicht, dennoch ist er ein regelrechtes
Erlebnis.
Der Sound ist eine Mischung aus dem Inneren der Helme
der Astronauten mit all ihrem stellenweise blechernen Hall, den
Stereoseparationen der eingebauten Lautsprecher oder Kopfhörer und den damit
verbundenen Funkverbindungen und Atemgeräuschen, aber auch einer dezent
unrealistischen Soundkulisse, die eher einem Fühlen diverser Einschläge und
Kollisionen gleichkommt. Letzteres macht selbstverständlich keinen Sinn,
denn auch ein Wummern in der Magengegend wird dank Schwingungen durch die Luft
übertragen und da es eigentlich keine Luft im All gibt… tja... gibt´s eben nun mal
auch keine Schwingungen. Aber sagen wir einfach, dass sich die Schwingungen und
dumpfen Geräusche über und durch die Körper der großen metallischen Gegenstände
übertragen und drücken zwei Augen zu; dann passt´s.
Neben einer hervorragenden Surroundkulisse und
einfallsreichen Effekten versteht es der Mix, dank einer authentischen
Dialogwiedergabe über alle Kanäle, dem Zuschauer selbst einen Astronautenhelm
über zu stülpen und so wenigstens akustisch zu fesseln.
"Ah! Da ist er wieder! Der Schrotthagelschauer aus der Galaxy des Schreckens!" |
Die Balance und die Dynamik sind ausgezeichnet und
Räumlichkeit entsteht dank vieler kleiner Effekte und einem hin und wieder
geschickt verwendeten, beschränkten Klangfeld. Die säuselnde Musik bietet viele
feine Nuancen und ein raumfüllendes Volumen, der Tiefenbass bringt sich gekonnt auf subtile Weise ein und bis auf den mangelnden Realismus kann man
nichts an der Soundgestaltung u. –umsetzung kritisieren.
Extras (4 P):
Es hat den Anschein, dass man alle Extras der amerikanischen Blu Ray übernommen hat. Dies beinhaltet u.a. ein ca. 110-minütiges Making Of/Behind The Scenes, 5 Analysen zu Schlüsselszenen (insgesamt ca. 40 Minuten), ein „Räumt den Weltall Auf!“-Feature mit Ed Harris (ca. 20 Minuten), sowie einen Kurzfilm (ca. 10 Minuten).
Es hat den Anschein, dass man alle Extras der amerikanischen Blu Ray übernommen hat. Dies beinhaltet u.a. ein ca. 110-minütiges Making Of/Behind The Scenes, 5 Analysen zu Schlüsselszenen (insgesamt ca. 40 Minuten), ein „Räumt den Weltall Auf!“-Feature mit Ed Harris (ca. 20 Minuten), sowie einen Kurzfilm (ca. 10 Minuten).
1,0 von 5 - Story
4,5 von 5 - Bild
5,0 von 5 - Sound
4,0 von 5 - Extras
63% Gesamtwertung
93% technische Umsetzung
5,0 von 5 - Sound
4,0 von 5 - Extras
63% Gesamtwertung
93% technische Umsetzung
Player:
Playstation 3
Mitsubishi HC-4000
Blu Ray: Gravity
"Wenn ich noch ungefähr 0-5% Sauerstoff im Tank habe, schwadronier ich dann über Gott und die Welt??? Na klar! Denn wir alle wissen, dass labern deutlich weniger Sauerstoff verbraucht, als die Klappe zu halten und gleichmäßig und ruhig zu atmen."
AntwortenLöschenIch will dich einmal in solch einer Situation sehen - wenn dein gottverdammtes Leben auf dem Spiel steht und du soweit entfernt von jeglicher Hoffnung fernab der Heimat bist - einer dauerhaften Lebensgefahr ausgesetzt, wo du noch nicht direkt tot bist, sondern einen grausamen Tod stirbst.
Weißte... nach deinem letzten Kommentar und dieser erneut ziemlich dürftigen Rezension eines meines Erachtens ziemlich guten Films hab' ich die Schnauze voll von deinem Blog. Sieh' zu welche Minderheit du mit deinem pseudoprofessionellen Geschwafel unterhältst.
Tschüss.
Reisende soll man ziehen lassen.
LöschenZu deinem Wunsch, dass du mich gerne mal in der selben Situation sehen willst, kann ich dir sagen, dass allem Anschein nach die Zeichen dafür ganz gut stehen. Denn wenn es wie ihm Film jeder x-beliebige Volltrottel ins All schafft, ohne nach entsprechender Schulung zu raffen, dass man im All keinen Schraubenschlüssel ablegen kann ohne dass er davon driftet und nicht gedrillt wurde bei niedrigem sauerstoffvorrat die schnauze zu halten, wird vielleicht auch bald mr. stone sein Unwesen dort oben treiben.
Aber hey... sei doch einfach froh darüber, wenn dir der Film gefällt und du offensichtlich kaum bis keine Ansprüche an deine cineastische Unterhaltung stellst. Da draußen gibt´s Unmengen an Gleichgesinnten und die paasende Unterhaltung für dich. Greif einfach blindlinks ins erstbeste Regal deiner Videothek und hab´ Spaß ;-)
Eddie...
Ob man in einer solchen extremen Stresssituation eher schwafelt um sich zu beruhigen, vor Schock erstarrt oder sich den Weltraumanzug vollscheißt hängt vom Typ ab. Rationales Verhalten kann sicher ausetzen, auch bei allem Drill.
AntwortenLöschenDas ist aber ziemlich wurscht, da der Film außer beeindruckenden visuellen Effekten nicht viel zu bieten hat. Gut, die extrem beklemmende Atmosphäre kam bei mir schon auch gut an.
Die Dialoge/Monologe in einem solchen Film zu bewerten fällt mir schwer. Über was soll denn geredet werden? Ist mir eigentlich egal, so lange es nicht zu pathetisch ist. So wie ich das in Erinnerung hab, wurde die Schmerzgrenze gerade so nicht überschritten.
Also zum einmal Schauen, auf großer Leinwand und in 3D taugt der schon.
natürlich kommt es immer noch auf die person selbst an, aber einen gewissen grad an selbstbeherrschung sollten astronauten schon besitzen. schließlich durchlaufen alle ein gewisses psychologisches gutachten und ich denke die NASA drillt auch auf extremsituationen bis das nötigste in fleisch und blut übergeht, fast schon reflex wird... aber was soll´s; das ist ja bei weitem nicht das allerdümmste.
Löschenatmosphäre kam bei mir außer innerhalb der ersten 15 minuten nicht auf. das szenario war zu unrealistisch, fast schon grotesk komisch und die hollywood´schen gesetze der physik haben jegliche glaubwürdigkeit zu nichte gemacht.
"Die Dialoge/Monologe in einem solchen Film zu bewerten fällt mir schwer. Über was soll denn geredet werden?" genau! das meine ich ja. es muss nicht gelabert werden, wenn man ein gutes skript und gute schauspieler hat. bestes beispiel all is lost oder so komisch es auch klingen ma wall-e. man hat hier versucht irgend ein drama und eine tiefe charakterzeichnung zu generieren, in dem das kind von sandra bullock´s figur irgendwann im vorfeld bei ´nem unfall gestorben ist und dies in einem völlig billigen dialog eingebaut wurde. hat keine sau interessiert, das kind hat man nie gesehen, geschweige denn eine mutter-tochter-szene zu gesicht bekommen... emotionale beteiligung des zuschauers gleich null. worfür war´s gut? für nichts. und dies lässt sich fast über alle dialogszenen sagen. bullock´s hundegejaule und ihr "wer betet für mich"-gerede war aber nochmals schlimmer. der gesamte charakter war noch platter, als george clooney´s weltraum-cowboy-spitzbuben-gehabe.
schau dir am besten nochmal die letzten drei, vier minuten an... dann wirst du deine meinung bzgl. schmerzgrenze bestimmt nochmal revidieren ;-)
ich kann nur abermals all is lost empfehlen. ein paradebeispiel dafür, dass ein sehr gutes skript nicht unbedingt dialoge braucht und das eine hervorragende schauspielleistung einen gesamten film tragen kann.
Aye Käpt'n, steht auf der Liste.
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