Story/Film (3,5 P):
Zu viel möchte ich garnicht über Life Of Pi erzählen, denn ich würde
Gefahr laufen den äußerst guten, intelligenten und garantiert nicht
vorhersehbaren Twist am Ende zu verraten, der den bis dato grundsoliden
Abenteuerfilm mit Fantasy-Versatzstücken über Mittelmaß erhebt.
Böse Zungen, zu denen ich angeblich auch öfters gehöre (kaum zu
glauben, aber so etwas hat man mir schon unterstellt), schlagen auf Life Of Pi
wegen seiner doch wirklich recht simplen Story beherzt ein. Zum Teil haben
diese Leute nicht ganz Unrecht, denn im Grunde genommen handelt der Film
tatsächlich „nur“ von einem Schiffbruch und dem anschließenden Überlebenskampf
auf hoher See…
…oder vielleicht auch nicht. Rückblickend und vorallem unter Kenntnis
der Auflösung/des Twists ist der Film aber besser, als er während seiner ersten
Sichtung erscheint. Auch ist es abhängig vom Betrachter, wieviel Gotteserfurcht
und Symbolik in diverse Bilder hineingedichtet wird und welche tiefgründigeren
Aussagen mit auf den Weg gegeben werden.
Ich als nichtgetaufter Ungläubiger, der im stets nächsten-liebenden und
äußerst christlichen Religionsunterricht immer mit einer lehrhaften „5“
gesegnet wurde, gehen die häufiger vorkommenden Gebete u.ä. etwas auf die
Nerven. Besonders der Anfang von Life Of Pi wirkt wie ein kunterbuntes
Potpourri aus christlich-hinduistisch-muslimischen Weisheiten und indisches
Werbefilmchen für religiöse Völkerverständigung und Glauben im Allgemeinen.
Bis zum Schiffsunglück war der Film eine Beinahe-Folter für mich; wäre
der Anfang noch länger gewesen… ich weiss nicht, ob ich den Film weitergeschaut
hätte. Im Nachherein bin ich aber froh, dass ich es getan habe.
Desweiteren muss man sagen, ist die Kameraarbeit in dieser Zeit (bis
zum Unglück) auch alles andere als überwältigend. Diese zeigt erst im späteren
Verlauf des Films was sie kann, zelebriert dann allerdings atemberaubend schöne
Bilder und Einstellungen.
Fazit: Durchwachsener Abenteuerfilm mit zum Teil wunderschönen Bildern,
Fantasy-Anleihen und einer sehr guten Auflösung. Die religiösen Lehren mögen
bei manchen Personen auf nicht allzu große Gegenliebe treffen und nervig
erscheinen und auch den Vorwurf des „plakativen Ködern zum Glauben an Gott“
muss sich der Film nicht ungerechtfertigter Weise gefallen lassen – es liegt
diesmal wirklich im Auge des Betrachters.
Ein Film, der verdientermaßen (!) die Lager teilt und von dem man sich
selbst ein Urteil bilden sollte.
Bild (4 P):
Ich muss vorab betonen, dass vier Punkte eine durchaus gute Wertung ist.
Aber aufgrund der Tatsache, dass Life Of Pi eine brandaktuelle Produktion ist,
die sozusagen vorgestern noch im Kino lief und der Film u.a. einen Oscar für
die „Beste Kamera“ bekommen hat, bin ich etwas enttäuscht.
Das Bild wirkt durchgehend wie eine sehr hochwertige TV-Produktion ohne
nennenswerte Mängel. Wie man es von so mancher TV-Serie kennt, bietet das Bild
einen etwas mageren Kontrast und wirkt weicher, als es hätte sein müssen. Die
Schärfe erreicht zwar sehr gutes Niveau, hin und wieder liegt dieser aber auch
nur einem guten Level (Referenzniveau wird nur selten geboten) und eine
atemberaubende Tiefenwirkung, wie es beispielsweise Hugo in 2D erreicht, kann
Life Of Pi nicht vorweisen.
Die Farben blühen im Mittelteil des Films auf, der Schwarzwert ist in
Nachtszenen umwerfend gut und das Bild hält sich auf einem konstant guten Niveau
mit ein paar sehr guten Momenten.
Sound (Engl. MA-Audio) (4,5 P):
Der 7.1-Mix ist gelungen; keine Frage, aber auch hier muss ich ehrlich
gestehen wäre noch mehr drin gewesen. Innerhalb der ersten 30 Minuten passiert
praktisch nichts und der Mix zeigt sich von seiner einfallslosen Seite, bietet
zwar eine saubere und sehr gute Dialogwiedergabe und eine feine Filmmusik,
ansonsten aber kaum etwas.
Mit dem Schiffsunglück und der anschließenden Odysse über den Ozean
blühen nicht nur die Farben des Bildes auf, auch der Sound dreht an der
Effektschraube, präsentiert viele fantastische Momente mit einem schönen Bass,
guten Umgebungsgeräuschen mit schöner Stereoseparation und die Filmmusik erreicht
öfters ein raumfüllendes Klangspektrum.
Die Balance ist sehr gut, alle Feinheiten sind klar zu hören ohne dass
die Dialoge in irgendeiner weise drunter leiden und die generelle Klangkulisse
kann sich „sehen“ lassen.
Extras (3 P):
Ein ca. 60-minütiges Making Of, Specialeffects-Featurette zu den Animationen
(ca. 20 Minuten), Bildergalerie, Storyboards zu einzelnen Szenen und noch etwas
Kleinkram.
3,5 von 5 - Story
4,0 von 5 - Bild
4,5 von 5 - Sound
3,0 von 5 - Extras
76% Gesamtwertung
Player:
Sony PlayStation 3
Darstellung:
Mitsubishi HC-4000
Blu Ray: Life Of Pi (2D)
4,0 von 5 - Bild
4,5 von 5 - Sound
3,0 von 5 - Extras
76% Gesamtwertung
Player:
Sony PlayStation 3
Darstellung:
Mitsubishi HC-4000
Blu Ray: Life Of Pi (2D)
Hehe, treffende Review...meine beiden Jungs (16+17) musste ich auch erstmal vorwarnen "Jungs..das bleibt keine Bollywood Naturdoku, der wird noch gut:-)"
AntwortenLöschenSeit langer Zeit wurde dann mal wieder ein Film in einem Rutsch durchgeguckt, AUCH wegen der fesselnden Optik, was wirklich selten geworden ist die letzten Jahre.
Sehr sehenswerter Streifen, der aufgrund seiner Fantasie und den traumhaften Bildern, aus dem Einheitsbrei der letzten Jahre hervor sticht.
Gruß Georg