Donnerstag, 9. Mai 2013

Life Of Pi (Blu Ray)



Story/Film (3,5 P):
Zu viel möchte ich garnicht über Life Of Pi erzählen, denn ich würde Gefahr laufen den äußerst guten, intelligenten und garantiert nicht vorhersehbaren Twist am Ende zu verraten, der den bis dato grundsoliden Abenteuerfilm mit Fantasy-Versatzstücken über Mittelmaß erhebt.
Böse Zungen, zu denen ich angeblich auch öfters gehöre (kaum zu glauben, aber so etwas hat man mir schon unterstellt), schlagen auf Life Of Pi wegen seiner doch wirklich recht simplen Story beherzt ein. Zum Teil haben diese Leute nicht ganz Unrecht, denn im Grunde genommen handelt der Film tatsächlich „nur“ von einem Schiffbruch und dem anschließenden Überlebenskampf auf hoher See…

…oder vielleicht auch nicht. Rückblickend und vorallem unter Kenntnis der Auflösung/des Twists ist der Film aber besser, als er während seiner ersten Sichtung erscheint. Auch ist es abhängig vom Betrachter, wieviel Gotteserfurcht und Symbolik in diverse Bilder hineingedichtet wird und welche tiefgründigeren Aussagen mit auf den Weg gegeben werden.

Ich als nichtgetaufter Ungläubiger, der im stets nächsten-liebenden und äußerst christlichen Religionsunterricht immer mit einer lehrhaften „5“ gesegnet wurde, gehen die häufiger vorkommenden Gebete u.ä. etwas auf die Nerven. Besonders der Anfang von Life Of Pi wirkt wie ein kunterbuntes Potpourri aus christlich-hinduistisch-muslimischen Weisheiten und indisches Werbefilmchen für religiöse Völkerverständigung und Glauben im Allgemeinen.
Bis zum Schiffsunglück war der Film eine Beinahe-Folter für mich; wäre der Anfang noch länger gewesen… ich weiss nicht, ob ich den Film weitergeschaut hätte. Im Nachherein bin ich aber froh, dass ich es getan habe.
Desweiteren muss man sagen, ist die Kameraarbeit in dieser Zeit (bis zum Unglück) auch alles andere als überwältigend. Diese zeigt erst im späteren Verlauf des Films was sie kann, zelebriert dann allerdings atemberaubend schöne Bilder und Einstellungen.

Fazit: Durchwachsener Abenteuerfilm mit zum Teil wunderschönen Bildern, Fantasy-Anleihen und einer sehr guten Auflösung. Die religiösen Lehren mögen bei manchen Personen auf nicht allzu große Gegenliebe treffen und nervig erscheinen und auch den Vorwurf des „plakativen Ködern zum Glauben an Gott“ muss sich der Film nicht ungerechtfertigter Weise gefallen lassen – es liegt diesmal wirklich im Auge des Betrachters.
Ein Film, der verdientermaßen (!) die Lager teilt und von dem man sich selbst ein Urteil bilden sollte.

Bild (4 P):
Ich muss vorab betonen, dass vier Punkte eine durchaus gute Wertung ist. Aber aufgrund der Tatsache, dass Life Of Pi eine brandaktuelle Produktion ist, die sozusagen vorgestern noch im Kino lief und der Film u.a. einen Oscar für die „Beste Kamera“ bekommen hat, bin ich etwas enttäuscht.
Das Bild wirkt durchgehend wie eine sehr hochwertige TV-Produktion ohne nennenswerte Mängel. Wie man es von so mancher TV-Serie kennt, bietet das Bild einen etwas mageren Kontrast und wirkt weicher, als es hätte sein müssen. Die Schärfe erreicht zwar sehr gutes Niveau, hin und wieder liegt dieser aber auch nur einem guten Level (Referenzniveau wird nur selten geboten) und eine atemberaubende Tiefenwirkung, wie es beispielsweise Hugo in 2D erreicht, kann Life Of Pi nicht vorweisen.
Die Farben blühen im Mittelteil des Films auf, der Schwarzwert ist in Nachtszenen umwerfend gut und das Bild hält sich auf einem konstant guten Niveau mit ein paar sehr guten Momenten.

Sound (Engl. MA-Audio) (4,5 P):
Der 7.1-Mix ist gelungen; keine Frage, aber auch hier muss ich ehrlich gestehen wäre noch mehr drin gewesen. Innerhalb der ersten 30 Minuten passiert praktisch nichts und der Mix zeigt sich von seiner einfallslosen Seite, bietet zwar eine saubere und sehr gute Dialogwiedergabe und eine feine Filmmusik, ansonsten aber kaum etwas.
Mit dem Schiffsunglück und der anschließenden Odysse über den Ozean blühen nicht nur die Farben des Bildes auf, auch der Sound dreht an der Effektschraube, präsentiert viele fantastische Momente mit einem schönen Bass, guten Umgebungsgeräuschen mit schöner Stereoseparation und die Filmmusik erreicht öfters ein raumfüllendes Klangspektrum.
Die Balance ist sehr gut, alle Feinheiten sind klar zu hören ohne dass die Dialoge in irgendeiner weise drunter leiden und die generelle Klangkulisse kann sich „sehen“ lassen.

Extras (3 P):
Ein ca. 60-minütiges Making Of, Specialeffects-Featurette zu den Animationen (ca. 20 Minuten), Bildergalerie, Storyboards zu einzelnen Szenen und noch etwas Kleinkram.



3,5 von 5 - Story 
4,0 von 5 - Bild 
4,5 von 5 - Sound
3,0 von 5 - Extras

76% Gesamtwertung

Player:
Sony PlayStation 3

Darstellung:
Mitsubishi HC-4000

Blu Ray: Life Of Pi (2D)


1 Kommentar:

  1. Hehe, treffende Review...meine beiden Jungs (16+17) musste ich auch erstmal vorwarnen "Jungs..das bleibt keine Bollywood Naturdoku, der wird noch gut:-)"
    Seit langer Zeit wurde dann mal wieder ein Film in einem Rutsch durchgeguckt, AUCH wegen der fesselnden Optik, was wirklich selten geworden ist die letzten Jahre.
    Sehr sehenswerter Streifen, der aufgrund seiner Fantasie und den traumhaften Bildern, aus dem Einheitsbrei der letzten Jahre hervor sticht.

    Gruß Georg

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