Mittwoch, 8. Januar 2014

Byzantium (Blu Ray)



Story/Film (4 P):
Wer die Schnauze von all den superkäsigen Teenie-Weichspül-Vampirfilmen gestrichen voll hat und wessen letzter guter Vampirfilm aus dem hohen Norden kam und auf den Namen „Let The Right One In“ gehört hat, sollte Byzantium eine Chance geben… auch wenn dieser mit letzterem kaum etwas bis nichts gemeinsam hat.
Regisseur Neil Jordan (u.a. Interview With A Vampire) zeichnet sich für diesen Genrebeitrag verantwortlich. Und im Gegensatz zu den meisten anderen muss er sich auch nicht zum Schämen in die Ecke stellen.

Byzantium ist trotz seiner vielen jüngerer Darsteller überraschend reif in seiner Machart. Die Erzählweise ist ruhig und bedacht, Effekthascherei wird nicht betrieben, die Grundstimmung ist sehr gut, die Kameraarbeit, die Bildkompositionen und die musikalische Untermalung sind meistens hervorragend und durchdacht und die schauspielerischen Leistungen wissen auf ganzer Linie zu gefallen; es wird zum Glück geschauspielert und nicht desinteressiert durch die Gegend gestarrt.

Der Film, dessen Grundstory und auch die Erzählweise sind Neil Jordan´s Klassiker Interview Mit Einem Vampir in gewisser Weise sehr ähnlich. Auch wenn vordergründig eine Geschichte um eine so genannte Bruderschaft und die „Jagd“ auf das Mutter-Tochter-Vampir-Pärchen erzählt wird und dies gerne mit weitgreifenden Rückblenden und einer „klassischen“, aber dennoch schön anzuschauenden, dramatischen Entstehungsgeschichte verfeinert wird, ist all dies nur ein Teil des Gesamten. In erster Linie ist Byzantium ein Drama. Ein Mutter-Tochter-Drama zwischen zwei grundverschiedenen Persönlichkeiten, das sich über eine epische Zeitspanne erstreckt und nun seinen Höhepunkt findet.

Altbewährte Themen werden aufgegriffen und ins Vampirgenre übertragen, der Umgang mit dem Verführerischen ist hier dezent anders umgesetzt, bietet gute, neuere Ansätze, Blut hat wieder eine gewisse symbolische Kraft, die in starken Bildern zum Ausdruck kommt und für eine sehr gute Atmosphäre sorgen.
In der zweiten Hälfte treten zwar ein paar kleinere Hänger auf, dafür wissen aber die Nebenhandlungen und Randfiguren genauso zu überzeugen, wie die Hauptfiguren. Die Dialoge verkommen zu keiner Zeit zu einem Mischmasch aus „Blablabla und Gähn“, sondern können überzeugen und halten das Interesse des Zuschauers hoch.


Trotz seines geringeren Budgets von ca. 8 Millionen Pfund leistet sich der Film kaum bis keine Schwächen. Im Gegenteil; außer während ein paar kürzerer Rückblenden, in denen die nachgestellte Zeit nicht 100%ig glaubwürdig erscheint, zeigt Byzantium wie man auch mit geschränkten Mitteln einen guten Film fabrizieren kann. Ein paar nette, handgemachte Effekte hier, stimmungsvolle Bilder samt sehr guter Musikuntermalung dort, tolle Darsteller und ein gutes Drehbuch samt interessanter Haupt- und Nebenhandlungen und schon verzeiht man ein paar kleine Unstimmigkeiten und Hänger und sieht über die Artverwandtschaft mit Neil Jordan´s Klassiker hinweg.

Bild (4 P):
Über weite Strecken, eigentlich bis ca. 30 Minuten vor Schluss, lag das Bild bei aufgerundeten 5 Punkten. Auf die letzten Meter jedoch schleichen sich ein paar wenige, dafür aber umso hässlichere Einstellungen ein, so dass ich keine höher wertige Punktzahl vergeben kann. Einstellungen, die mit Antirauschfiltern weichgezeichnet wurden, verderben zwischenzeitloch für kurze Momente den ansonsten hervorragenden HD-Spaß. Es muss aber explizit erwähnt werden, dass dies nur innerhalb der letzten halben Stunde hin und wieder vorkommt und auch nur dann, wenn es stellenweise extrem dunkel ist.

Von dieser unschönen Sache einmal abgesehen gibt es kaum etwas zu bemängeln. Es mag zwar in den zahlreichen dunklen und schummrigen Einstellungen dazu kommen, dass das Bild etwas weicher wirkt, als in den besser bis stark ausgeleuchteten Momenten, aber zu keiner Zeit fällt das Bild auf ein schlechtes Niveau ab. Noch nicht einmal ein durchschnittliches wird erreicht; selbst in den generell schwierigen Einstellungen, die vielen BDs zu schaffen machen, hält Byzantium ein gutes Qualitätsniveau. In drei, vier Einstellungen kann es dazu kommen, dass sich das leichte Rauschen stärker bemerkbar macht und der Schwarzwert etwas in Mitleidenschaft gezogen wird, die gute bis sehr gute Durchzeichnung wird jedoch nur kaum beeinflusst. Die feine Kornstruktur verleiht dem Bild aber auf subtile Art das Filmische.


Die meiste Zeit wird ein gestochen scharfes und sehr detailreiches Bild präsentiert, dessen Farben zwar szenenabhängig nachbearbeitet wurden, diese aber stets schön differenziert und kräftig wirken. Nicht nur Nahaufnahmen weisen eine gute Tiefenwirkung auf, auch die meisten Einstellungen aus der Halbdistanz oder der Totalen wissen auf ganzer Linie zu überzeugen.

P.S. Das Bild mag dem ein oder anderen vielleicht etwas verrauscht erscheinen. Ich finde den visuellen Stil sehr schön und passend. Des Weiteren muss man verstellen, dass die Kornstruktur kaum Details frisst. Die Bildebene, die im Fokus liegt, zeigt sehr feine Details auf und ist vom Korn öfters völlig unberührt. Vorder- und Hintergrund mag bedingt durch die Machart weicher seien, ist logischer Weise „aus dem Fokus“ und nicht so detailreich; hier kann die Kornstruktur etwas deutlicher ausgeprägt seien.

Sound (Engl. MA-Audio) (5 P):
Aufgerundete 5 Punkte.
Vom Sound war ich regelrecht begeistert.
Als ruhiger Film erscheint der 5.1-Mix zwar eher etwas frontlastig, kann aber mit seiner sehr feinen, präzisen und dynamischen Filmmusik punkten. Diese erzeugt eine sehr dichte Klangkulisse mit einem weiten Klangspektrum, in dem sich ab und an auch der Bass einbringt und es so vermag stets den gesamten Raum zu füllen, auch wenn dies zum Teil nur auf subtile Weise passiert. Man achte auf das Klavierspiel von Saoirse Ronan…

Der Rest des Mixes erweist sich ebenfalls als sehr gelungen. Alle präsentierten Effekte sind äußerst fein und präzise, die Surroundeffekte drängen sich bei einem Film dieser Machart zum Glück nicht auf, sondern fließen ins Gesamtgeschehen sehr gut ein und bilden ein extrem dichtes Sounderlebnis. Es gibt aber auch drei, vier besonders gut herausgearbeitete Surroundeffekte, die überraschend aggressiv erscheinen, in diesem Moment aber angebracht sind. Über weite Strecken sind die Effekte eher subtiler Natur und bestehen aus Umgebungsgeräuschen.
Die Dialogwiedergabe ist meistens sehr gut, in zwei, drei sehr kurzen Momenten entsteht jedoch der Eindruck, dass eine Nachvertonung angebracht gewesen wäre.



Extras (2,5 P):
Byzantium wartet leider mit keiner großen Auswahl an Extras auf. Neben Trailern und einer B-Roll gibt es über 70 Minuten Interviews mit dem Cast und der Crew.


4,0 von 5 - Story   
4,0 von 5 - Bild 
5,0 von 5 - Sound
2,5 von 5 - Extras

80% Gesamtwertung

83% technische Umsetzung

Player:
Playstation 3
 
Darstellung:
Mitsubishi HC-4000

Blu Ray: Byzantium


2 Kommentare:

  1. Danke für dieses Review!
    Seit Wochen schwanke ich zwischen Vorfreude und Angst vor einer Entäuschung. Jetzt hab ich richtig Hoffnung!
    Hoffentlich kommt der mit der nächsten Fuhre aus der Videothek.

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  2. Sichtung ist gestern erfolgt:
    guter Film. Vielleicht etwas etwas zu bedächtig, aber naja, das ist jammern auf hohem Niveau.
    Eine wohltuende Abwechslung zu dem üblichen Kram ist der Streifen allemal.

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