Wer die Schnauze von
all den superkäsigen Teenie-Weichspül-Vampirfilmen gestrichen voll hat und wessen
letzter guter Vampirfilm aus dem hohen Norden kam und auf den Namen „Let The
Right One In“ gehört hat, sollte Byzantium eine Chance geben… auch wenn dieser
mit letzterem kaum etwas bis nichts gemeinsam hat.
Regisseur Neil
Jordan (u.a. Interview With A Vampire) zeichnet sich für diesen Genrebeitrag
verantwortlich. Und im Gegensatz zu den meisten anderen muss er sich auch nicht
zum Schämen in die Ecke stellen.
Byzantium ist trotz seiner vielen jüngerer
Darsteller überraschend reif in seiner Machart. Die Erzählweise ist ruhig und
bedacht, Effekthascherei wird nicht betrieben, die Grundstimmung ist sehr gut,
die Kameraarbeit, die Bildkompositionen und die musikalische Untermalung sind
meistens hervorragend und durchdacht und die schauspielerischen Leistungen
wissen auf ganzer Linie zu gefallen; es wird zum Glück geschauspielert und
nicht desinteressiert durch die Gegend gestarrt.
Der Film, dessen
Grundstory und auch die Erzählweise sind Neil Jordan´s Klassiker Interview Mit
Einem Vampir in gewisser Weise sehr ähnlich. Auch wenn vordergründig eine
Geschichte um eine so genannte Bruderschaft und die „Jagd“ auf das
Mutter-Tochter-Vampir-Pärchen erzählt wird und dies gerne mit weitgreifenden
Rückblenden und einer „klassischen“, aber dennoch schön anzuschauenden,
dramatischen Entstehungsgeschichte verfeinert wird, ist all dies nur ein Teil
des Gesamten. In erster Linie ist Byzantium ein Drama. Ein Mutter-Tochter-Drama
zwischen zwei grundverschiedenen Persönlichkeiten, das sich über eine epische
Zeitspanne erstreckt und nun seinen Höhepunkt findet.
Altbewährte Themen
werden aufgegriffen und ins Vampirgenre übertragen, der Umgang mit dem
Verführerischen ist hier dezent anders umgesetzt, bietet gute, neuere Ansätze,
Blut hat wieder eine gewisse symbolische Kraft, die in starken Bildern zum
Ausdruck kommt und für eine sehr gute Atmosphäre sorgen.
In der zweiten
Hälfte treten zwar ein paar kleinere Hänger auf, dafür wissen aber die Nebenhandlungen
und Randfiguren genauso zu überzeugen, wie die Hauptfiguren. Die Dialoge verkommen
zu keiner Zeit zu einem Mischmasch aus „Blablabla und Gähn“, sondern können
überzeugen und halten das Interesse des Zuschauers hoch.
Trotz seines
geringeren Budgets von ca. 8 Millionen Pfund leistet sich der Film kaum bis
keine Schwächen. Im Gegenteil; außer während ein paar kürzerer Rückblenden, in
denen die nachgestellte Zeit nicht 100%ig glaubwürdig erscheint, zeigt
Byzantium wie man auch mit geschränkten Mitteln einen guten Film fabrizieren
kann. Ein paar nette, handgemachte Effekte hier, stimmungsvolle Bilder samt
sehr guter Musikuntermalung dort, tolle Darsteller und ein gutes Drehbuch samt
interessanter Haupt- und Nebenhandlungen und schon verzeiht man ein paar kleine
Unstimmigkeiten und Hänger und sieht über die Artverwandtschaft mit Neil
Jordan´s Klassiker hinweg.
Bild (4 P):
Über weite Strecken,
eigentlich bis ca. 30 Minuten vor Schluss, lag das Bild bei aufgerundeten 5
Punkten. Auf die letzten Meter jedoch schleichen sich ein paar wenige, dafür
aber umso hässlichere Einstellungen ein, so dass ich keine höher wertige
Punktzahl vergeben kann. Einstellungen, die mit Antirauschfiltern
weichgezeichnet wurden, verderben zwischenzeitloch für kurze Momente den
ansonsten hervorragenden HD-Spaß. Es muss aber explizit erwähnt werden, dass dies
nur innerhalb der letzten halben Stunde hin und wieder vorkommt und auch nur
dann, wenn es stellenweise extrem dunkel ist.
Von dieser unschönen
Sache einmal abgesehen gibt es kaum etwas zu bemängeln. Es mag zwar in den
zahlreichen dunklen und schummrigen Einstellungen dazu kommen, dass das Bild
etwas weicher wirkt, als in den besser bis stark ausgeleuchteten Momenten, aber
zu keiner Zeit fällt das Bild auf ein schlechtes Niveau ab. Noch nicht einmal
ein durchschnittliches wird erreicht; selbst in den generell schwierigen
Einstellungen, die vielen BDs zu schaffen machen, hält Byzantium ein gutes
Qualitätsniveau. In drei, vier Einstellungen kann es dazu kommen, dass sich das leichte Rauschen stärker bemerkbar macht und der Schwarzwert etwas in Mitleidenschaft
gezogen wird, die gute bis sehr gute Durchzeichnung wird jedoch nur kaum
beeinflusst. Die feine Kornstruktur verleiht dem Bild aber auf
subtile Art das Filmische.
Die meiste Zeit wird
ein gestochen scharfes und sehr detailreiches Bild präsentiert, dessen Farben
zwar szenenabhängig nachbearbeitet wurden, diese aber stets schön differenziert
und kräftig wirken. Nicht nur Nahaufnahmen weisen eine gute Tiefenwirkung auf,
auch die meisten Einstellungen aus der Halbdistanz oder der Totalen wissen auf
ganzer Linie zu überzeugen.
P.S. Das Bild mag dem ein oder anderen
vielleicht etwas verrauscht erscheinen. Ich finde den visuellen Stil sehr schön
und passend. Des Weiteren muss man verstellen, dass die Kornstruktur kaum
Details frisst. Die Bildebene, die im Fokus liegt, zeigt sehr feine Details auf
und ist vom Korn öfters völlig unberührt. Vorder- und Hintergrund mag bedingt
durch die Machart weicher seien, ist logischer Weise „aus dem Fokus“ und nicht
so detailreich; hier kann die Kornstruktur etwas deutlicher ausgeprägt seien.
Sound (Engl. MA-Audio) (5 P):
Aufgerundete 5
Punkte.
Vom Sound war ich
regelrecht begeistert.
Als ruhiger Film
erscheint der 5.1-Mix zwar eher etwas frontlastig, kann aber mit seiner sehr
feinen, präzisen und dynamischen Filmmusik punkten. Diese erzeugt eine sehr
dichte Klangkulisse mit einem weiten Klangspektrum, in dem sich ab und an auch
der Bass einbringt und es so vermag stets den gesamten Raum zu füllen, auch
wenn dies zum Teil nur auf subtile Weise passiert. Man achte auf das
Klavierspiel von Saoirse Ronan…
Der Rest des Mixes
erweist sich ebenfalls als sehr gelungen. Alle präsentierten Effekte sind
äußerst fein und präzise, die Surroundeffekte drängen sich bei einem Film
dieser Machart zum Glück nicht auf, sondern fließen ins Gesamtgeschehen sehr
gut ein und bilden ein extrem dichtes Sounderlebnis. Es gibt aber auch drei,
vier besonders gut herausgearbeitete Surroundeffekte, die überraschend
aggressiv erscheinen, in diesem Moment aber angebracht sind. Über weite
Strecken sind die Effekte eher subtiler Natur und bestehen aus
Umgebungsgeräuschen.
Die Dialogwiedergabe
ist meistens sehr gut, in zwei, drei sehr kurzen Momenten entsteht jedoch der
Eindruck, dass eine Nachvertonung angebracht gewesen wäre.
Extras (2,5 P):
Byzantium wartet
leider mit keiner großen Auswahl an Extras auf. Neben Trailern und einer B-Roll
gibt es über 70 Minuten Interviews mit dem Cast und der Crew.
4,0 von 5 - Story
4,0 von 5 - Bild
5,0 von 5 - Sound
2,5 von 5 - Extras
80% Gesamtwertung
83% technische Umsetzung
Player:
Playstation 3
5,0 von 5 - Sound
2,5 von 5 - Extras
80% Gesamtwertung
83% technische Umsetzung
Player:
Playstation 3
Mitsubishi HC-4000
Blu Ray: Byzantium
Danke für dieses Review!
AntwortenLöschenSeit Wochen schwanke ich zwischen Vorfreude und Angst vor einer Entäuschung. Jetzt hab ich richtig Hoffnung!
Hoffentlich kommt der mit der nächsten Fuhre aus der Videothek.
Sichtung ist gestern erfolgt:
AntwortenLöschenguter Film. Vielleicht etwas etwas zu bedächtig, aber naja, das ist jammern auf hohem Niveau.
Eine wohltuende Abwechslung zu dem üblichen Kram ist der Streifen allemal.