Sonntag, 9. März 2014

Dr. Mabuse, Der Spieler – UK-Import (Blu Ray)




Dr. Mabuse, Der Spieler – UK-Import mit dt. Texttafeln (Blu Ray)

Story/Film (4 P):
Fritz Lang´s Stummfilm Epos „Dr. Mabuse, Der Spieler“ aus dem Jahre 1922 läuft gerade einmal 271 Minuten und ist somit äußerst kurzweilig geraten. Okay, Spaß beiseite. Trotz seiner nicht zu verachtenden Laufzeit von ca. 4,5 Stunden schafft es der Film nahezu durchgehend zu unterhalten. Im etwas zu ausschweifenden Mittelteil treten jedoch ein paar leichte Hänger auf und die sehr komplexe Geschichte entfaltet sich behäbig. Die ausgezeichneten Charaktere, deren Schicksale und persönlichen Dramen, die hervorragende Schauspielleistung von Rudolf Klein-Rogge alias Dr. Mabuse und die fantastisch stimmungsvolle, ja, perfekte Musikbegleitung, sowie die tollen Aufnahmen und Kulissen, vermögen es über so manche Schwäche in der Erzählstruktur hinweg zu helfen und stellen u.a. die Highlights dieses frühen, salopp gesagten „Gangster-Epos“ dar.

„Salopp gesagt“, denn Dr. Mabuse ist mehr als nur ein spannender und umfangreicher Gangster-Thriller und Katz-und-Maus-Spiel zwischen einem der bekanntesten und ruchlosesten Verbrecher der Filmgeschichte und einem energischen Staatsanwalt. Dr. Mabuse ist zum Großteil ein Abbild der Nachkriegszeit des Ersten Weltkrieges und der frühen Weimarer Republik mit all ihrem Pomp und krassen Gegensätzen. Der Film portraitiert das Spiel um Macht und Besitztum, hält dem Publikum den Spiegel vor und zeigt auf, wie teils rücksichtslos mit den Schicksalen der Menschen umgegangen wird und was das Ende aller Machtgier ist.

Hierzu dient Dr. Mabuse, ein kriminelles Genie, am Rande des Wahnsinns, mit der Fähigkeit ausgestattet durch pure Willenskraft Menschen und deren Handlungen zu beeinflussen und mit dem Talent in immer neuen Masken unentdeckt zu bleiben. Er nimmt sich was er will, wann er es will, gegen den Willen seiner Mitmenschen. Er beeinflusst die Börse, zockt abends in dekadenten Spielhöllen und verrauchten Hinterzimmern der Republik mit seinen ahnungslosen Opfern um deren Vermögen und ist dem ermittelnden Staatsanwalt immer einen Schritt voraus, bis… 



… bis die holde Weiblichkeit ins Spiel kommt und alles durcheinander wirft.

Fazit: Für Freunde intelligenter Unterhaltung, die nicht vor einer beachtlichen Spielzeit, Schwarz-Weiss- und Stummfilm zurückschrecken. Ein Wegbereiter für alle nur erdenklichen Gangsterfilme/thriller, in denen es um Manipulation und auch um ausschweifende Masterpläne geht. Dr. Mabuse, ein Wolf im Schafspelz mit der Gier nach Macht, dem Willen alles zu erreichen und einem der niedrigsten Motive schlechthin – weil er es kann. Es sind die Taten und deren Umsetzung, die Mabuse liebt, das Ergebnis scheint zweitrangig. Der Weg ist das Ziel.

P.S. Ihr werdet vielleicht lachen, aber aktuelle Filme, wie beispielsweise The Dark Knight und deren Bösewichte, wie der Joker und andere wunderbar überzeichnete Fieslinge mit Charisma und Anziehungskraft und selbst Scarface scheinen hier zum Teil ihre Wurzeln zu haben.

Bild (4 P):
Das Bild wurde auf einem Originalnegativ und einem Exportnegativ basierend, mit einer 2K-Abtastung restauriert, fehlende Szenen wurden anhand einer anderen Quelle, einer Art Sicherheitskopie ergänzt und ebenfalls in 2K abgetastet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wobei die Bilder basierend auf dem Originalnegativ und dem Exportnegativ deutlich besser aussehen, zum Glück auch quantitativ überwiegen und Dr. Mabuse auf BD aus gefühlten 90-95% eben dieser Bildquellen besteht.

Es fällt mir etwas schwer die Bildqualität zu beschreiben, da sie zum Teil sehr wechselhaft seien kann; das Bildformat, wie beispielsweise bei Metropolis oder Phantom Of The Opera, ändert sich nicht. Öfters ist die Bildqualität berauschend gut, besitzt trotz ihrer ausgebesserten Beschädigungen und leichten Schmutzpartikeln eine hervorragende Durchzeichnung, einen perfekten Schwarzwert, eine sehr schöne Detailzeichnung, den dazugehörigen Schärfegrad und eine natürliche Kornstruktur; diese Momente können als referenzwürdig betrachtet werden - wenn es um Filme aus den 20er Jahren geht.



Allerdings kann man fast durchgehend ein Bildflackern ausmachen, welches mal sehr, sehr schwach, ein anderes Mal etwas stärker ausgeprägt seien kann. Auch die Kornstruktur ändert sich hin und wieder und kann zum Teil arg grobkörnig und dominant erscheinen. Der Schärfegrad ist ebenfalls nicht immer optimal und teilweise, im Gesamten aber selten, treten starke Fokusfehler auf. Entsprechend nimmt die Detailzeichnung zu und ab. Während ein paar ganz seltenen Einstellungen sind die Beschädigungen und Schmutzpartikel auch so auffallend, dass der Eindruck entsteht, dass kaum bis gar nicht restauriert wurde. All dies klingt vernichtend; keine Frage. Zum Glück halten sich diese unschönen Dinge in ihrer Gesamtzahl und anhaltenden Dauer in Grenzen, fallen zwar störend auf, nehmen aber nie Überhand. Des Weiteren treten o.g. Dinge praktisch nie gebündelt zusammen ein, sondern getrennt voneinander, so dass es nie zu einem Totalausfall kommt.

Das Bildmaterial basierend auf der „Sicherheitskopie“ zeichnet sich durch viele vertikale Beschädigungen und einen herabgesetzten Schärfe-, sowie Detailgrad aus.

Sound (Musik LPCM) (5 P):
Es gibt einen Track und dieser liegt in 2.0 LPCM vor. Aufgrund seiner Stereospur ist die Musik zwar weniger räumlich, als die Musikwiedergabe in Metropolis oder Phantom Of The Opera, aber nicht minder genial, ausgezeichnet, fabelhaft, atemberaubend,…
Dank einer perfekt ausbalancierten und feinen (und generell einmaligen) Musikuntermalung, die überraschenderweise aus wenig Instrumenten besteht und fast schon als Kammermusik mit fantastischen Variationen und Themen/Motiven beschrieben werden kann, mangelt es dem Sound nicht an Druck, feinen Nuancen, einem ausgezeichneten Klangspektrum und Raumfülle, wie man sie nur selten zu Gehör bekommt.

Im Gegensatz zu anderen Werken Fritz Langs´, zu denen Gottfried Huppertz (u.a. Metropolis und Die Nibelungen) die Filmmusik komponierte, gibt es keine Originalfilmmusik zu Dr. Mabuse, Der Spieler; hier wurde nichts überliefert. Und so nahm sich Aljoscha Zimmermann der großen, fast schon überwältigenden Aufgabe an und komponierte meiner Meinung nach eine der besten Filmmusiken der Geschichte. Die Kompositionen sind einmalig, passen perfekt zum Film und der Stimmungslage, es werden geniale Themen in den unterschiedlichsten Variationen gespielt, es wird ein Drive generiert, wie er besser nicht seien könnte und alles passt perfekt zusammen. Hier lohnt es sich auf alle Fälle, dass ca. 15-minütige Special zu schauen.



P.S. Puristen werden aufschreien, ich sage und/oder empfehle es dennoch. Wer es gerne räumlicher haben möchte, kann mit Pro Logic II Music nichts verkehrt machen. Der künstliche Upmix beraubt den Sound weder an Präzision oder anderer ausgezeichneter Eigenschaften - Geschmackssache.

Extras (3,5 P):
Der Film ist auf zwei BDs aufgeteilt. Auf der ersten BD gibt es den ersten Teil des Audiokommentars von
David Kalat, auf der zweiten Scheibe eben den zweiten Teil, sowie ein paar sehenswerte Videofeatures. Als da wären „Mabuse's Music“, „Norbert Jacques“ und „Mabuse's Motives“, die zusammen ca. 1 Stunde laufen, einige tolle Interviews bereit halten und einem sehr guten und aufschlussreichen Making Of gleich kommen.
Des Weiteren besitzt diese BD-Ausgabe ein 32 Seiten starkes Booklet.


4,0 von 5 - Story   
4,0 von 5 - Bild 
5,0 von 5 - Sound
3,5 von 5 - Extras

83% Gesamtwertung

87% technische Umsetzung 

Player:
Playstation 3
 
Darstellung:
Mitsubishi HC-4000

Blu Ray: Dr. Mabuse, Der Spieler – UK-Import


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