Lawrence Of Arabia –
UK-Import ohne dt. Ton (Blu Ray)
Der eigentliche Film befindet sich auf Disc 2!
Story (1,5 P):
Die filmgewordene Langeweile.
Ich bin nicht jemand, der vor 4 Stunden Celluloid zurückschreckt oder
alte Klassiker nicht zu würdigen weiss, wenn er einen vorgesetzt bekommt, aber
Lawrence Of Arabia hat leider nichts zu bieten was einen unterhaltsamen und
guten Film ausmacht.
Der Klassiker mag zwar einen großartigen Score mit Ohrwurmcharakter besitzen,
wenn man diesen allerdings über knapp 4 Stunden totreitet, an jeder Stelle
einbaut wo es nur geht, hängt dem Zuschauer das Hauptthema nach 2 Stunden aber
bereits zum Halse raus.
Lawrence Of Arabia hat zweifelsohne schöne Landschaftsaufnahmen in der
Wüste zu bieten, aber auch hier kann man eben diese Momente zu Tode reiten.
Ellenlange Einstellungen von reisenden Massen durch die Wüste, deren eigentliches
Vorankommen keinerlei Mehrwert hat, außer die Landschaft zu zeigen. Sich stets
wiederholende Schwenks (von links nach rechts) vor immer gleicher Kulisse
nervt, ganz egal wie schön die Kulisse auch sein mag. Desweiteren könnte Jeder
(wirklich Jeder) vor dieser Kulisse schöne Einstellungen filmen –
künstlerisches Know-How oder ein besonderes Auge ist dafür wirklich nicht von
Nöten.
Und was ist das denn Bitteschön für ein Hauptcharakter? Oder besser
gesagt, was hat die Figur für eine Charakterzeichnung spendiert bekommen?
Hanebüchend, peinlich, nichts Halbes und nichts Ganzes und obendrein schlichtweg
unsympathisch. Mal ist Lawrence leicht dumm, mal spitzbübig, mal leicht tuckig,
mal etwas mehr tuckig, mal arrogant, mal aufopfernd, mal kaltblütig, mal
verzeihend und und und… immer vollkommen daneben.
Einen Großteil liefert Peter O´Toole dazu bei. Während seine
Arbeitskollegen subtilere und glaubwürdige Leistungen an den Tag legen, hat der
Zuschauer das Gefühl, dass Peter O´Toole seinen Schauspielkollegen mit Ausdruckstanzeinlagen
hin und wieder die Schau stehlen möchte. Wenn er nicht gerade mit Rösselsprung
oder Nase-Im-Wind daherstolziert, schaut er apathisch ins Leere, grinst debil
durch die Gegend oder gibt mit der Elastizität seiner Augenbrauen an, so dass es
selbst Frodo kalt den Rücken runter laufen würde. Und ich habe gedacht Charlton
Heston ist ein bemerkenswerter, talentfreier Schauspieler gewesen…
Die Geschichte, die innerhalb von knapp 4 Stunden mühseelig
vorangetrieben wird, wirkt bei Zeiten auffallend konfus, verliert sich in
Nebensächlichkeiten und belanglosen, sich immer wiederholenden Schwenks von
links nach rechts und wird von der Filmmusik eintönig begleitet. Dass das
Pacing somit katastrophal ist, muss man eigentlich nicht extra erwähnen – ich tu´s
trotzdem. 60-90 Minuten weniger Film hätten Lawrence Of Arabia vielleicht
dahingehend erträglich machen können.
Im Endeffekt ist dieser Streifen in allen Belangen heillos überbewertet
und kann neben ein paar schönen Aufnahmen, den passenden Kostümen und dem
stimmigen Setting nichts bieten, was ihn erträglich machen würde.
"You´ve made my shitlist!"
Bild (5 P):
Wow! Wie schön wäre es, wenn man dieses Wörtchen auch auf den
eigentlichen Film anwenden könnte. Das Bild der Blu Ray ist eine Offenbarung in
Bezug auf Restauration. Absolute Referenz. Lawrence Of Arabia wurde auf 4K
gemastert und restauriert und das Ergebnis ist überwältigend. Perfekte
Detailzeichnung, fantastische Schärfe, super Schwarzwert, kräftige Farben, durchgehend
stabil und sauber, keine Unschärfen, sehr gute Tiefenwirkung und nirgends wurde
etwas glatt gebügelt.
Sound (Engl. MA-Audio) (3,5 P):
Solider bis besserer 5.1 Upmix. Altersbedingte Schwächen fallen auf und
können nicht einfach unter den Teppich gekehrt werden. Die Dialogwiedergabe ist
dezent zu leise, klingt etwas „alt“ und neigt zum Übersteuern bei Massenschlachten
und Geschreie. Der Score ist gut über die Front aufbereitet, kann sich hin und
wieder über die rückwärtigen Kanäle entfalten, jedoch neigen die Höhen zu
leichtem Rauschen/Übersteuern und ein brillantes Klangspektrum wird nicht
erreicht.
Die Effekte haben zum Teil eine schöne Stereoseparation spendiert
bekommen und bieten eine beachtliche Räumlichkeit, allerdings ist der Bass bei
Pferdegetrampel etwas zu dominant und im Gesamten zu wummerig – es mangelt an
Präzision.
Extras (4 P):
Extra Blu Ray mit diversen Videofeatures, wie z.B. ein einstündiges Making Of in SD und ein Special über Peter O´Toole in HD (ca. 20 Minuten), u.v.m.
Extra Blu Ray mit diversen Videofeatures, wie z.B. ein einstündiges Making Of in SD und ein Special über Peter O´Toole in HD (ca. 20 Minuten), u.v.m.
1,5 von 5 - Story
5,0 von 5 - Bild
3,5 von 5 - Sound
4,0 von 5 - Extras
64% Gesamtwertung
Player:
Sony PlayStation 3
Darstellung:
Mitsubishi HC-4000
Blu Ray: Lawrence Of Arabia – UK-Import
Sony PlayStation 3
Darstellung:
Mitsubishi HC-4000
Blu Ray: Lawrence Of Arabia – UK-Import
Hi!
AntwortenLöschenMein erster Kommentar hier, nachdem ich heute auf Deine Seite gestoßen bin/wurde. Nach vielen unterhaltsamen und für mich gut nachvollziehbaren oder auch anregenden Rezis von Dir, die ich jetzt schon gelesen habe nun diese und meine erste Reaktion: (dem Film entsprechend eine ganz ruhige - bestimmt habe ich Deinem Anspruch gerecht an anderer Stelle auch nochmal Lust, da mehr in die "Vollen" zu gehen ;-) )
Vorab: ich kenne den Film nur in der deutschen Synchro - sollte mich aber wundern, wenn wir hier einen der seltenen Fälle hätten, wo es die besser bringt.
Fakt ist: ich habe den Streifen in den letzten 30-40 Jahren bestimmt 10x gesehen und 5x davon in den letzten 10 Jsahren und aus irgendeinem Grunde habe ich mich nie gelangweilt... (und meine sonst bevorzugte Filmkost hat eine DEUTLICH schnellere Gangart!) Ich könnte jetzt nicht einmal sagen, wo der Unterschied im Detail zu Deiner Wahrnehmng liegt - du beschreibst die Dinge sachlich nachvollziehbar. Scheinbar ist aber die Wirkung keine zwangsläufige Folge. Die von Dir empfundene Beliebigkeit des Hauptdarstellers erlebe ich als Zerissenheit und Getriebensein - in der Tat fällt es mir schwer Sympathie mit einem erfolgreichen Feldherren zu empfinden. Solche Typen müssen Dinge mitbringen, die ich nicht mögen mag - ein selbstzerstörerisches Element gehört dazu und ist Anfang und Ende des Films. Ich glaube allerdings, dass dieses Motiv der (selbst-)zerstörerischen Kraft von Charisma und Eitelkeit eines der zentralen und starken Momente des Filmes ist. Auch deshalb empfinde ich bei dem Streifen eine Abscheu gegen Krieg auf einer so tiefen Ebene, wie sonst nur bei Apocalypse Now. Ich weiß, dass Lawrence üblicherweise mehr als Helden-Epos denn als Anti-Kriegsfilm zu sehen ist, bin mir aber nicht sicher, ob da nicht eine unterschätzt Dimension schlummert. Atmosphärisch fühlt sich da so manches für mich gerade zu Redux ganz schön ähnlich an.
Interessant also, dass der Film so unterschiedliche Wahrnehmungen zulässt. Herzlichen Dank jedenfalls auch für die technische Analyse - hört sich für mich nach einem persönlichen "must have" an ;-)
Bin gern wieder hier
Thorsten
@Anonym(Thorsten): Danke für deine Zeilen. Freut mich, dass es Dir hier gefällt ;-)
AntwortenLöschenIch war mir sicher, dass ich bei Lawrence Von Arabien nicht auf viele Gleichgesinnte treffen würde. Aber was soll´s...?!?!
Was soll ich sagen?!?!? Es freut mich, dass Dir der Film gefällt und Du auch weisst, wieso er Dir gefällt.
Vielleicht willst Du ja meine Blu Ray haben? Interesse???
Aber bei Apocalypse Now liegen wir auf einer Wellenlänge. Dieser Film ist und bleibt genial - in allen Belangen. So übrigends auch die Umsetzung auf Blu Ray.
Witziger Weise habe ich heute noch mit dem Gedanken gespielt ihn zu schauen, mich dann aber für etwas anderes entschieden. Vielleicht aber morgen...
Abschließend möchte ich mich auch noch über Umwege bei Demjenigen bedanken, der Dich auf meinen Blog aufmerksam gemacht hat.