Samstag, 3. Mai 2014

Robocop (Remake) (Film)






Story/Film (1,5 P):
ACHTUNG SPOILER!
Ich gebe zu, ich wollte den Film sowieso hassen und jeder der nicht das erste Mal hier auf meinem Blog ist, weiss dass ich gegen das Remake gewettert habe wo es nur ging. Und so mag man sich nun fragen, wie es denn dann sein kann, dass der Film noch 1,5 Punkte bekommt und nicht die zu erwartenden 0 Pünktchen ausgehändigt bekommt. Naja… es liegt daran, dass es ein paar Aspekte gibt, die gar nicht mal so Kacke sind und der Film vom Subtext her sogar ganz intelligent oder besser gesagt, nicht dumm ist.
Obwohl es ein Remake ist, fällt es mir schwer den Film beim Namen zu nennen, denn außer dem Namen, der Tatsache, dass hier ein Roboter-Bulle herumläuft, hin und wieder ein paar Sprüche kopiert werden und oftmals unpassend das Original zitiert wird, hat dieses Remake mit seinem Original so viel zu tun, wie Bratwürste mit Schokolade.

Das Remake hat keinen wirklichen Bösewicht und es mangelt Robocop somit am Gegenspieler. Eine Story gibt es eigentlich auch nicht. Wenn man sich doch dazu entscheidet den hauchdünnen Roten Faden, als Geschichte zu akzeptieren, wird man sich wundern, dass dieser erst nach ca. 70 Minuten aufgegriffen wird, fünf Minuten später fallen gelassen wird, wie ein heisses Stück Eisen, der obligatorische Twist keiner ist und die Wende in der Geschichte so einfallslos und unspektakulär erscheint, wie Robocops Strom-Pistölchen.

Das bringt uns zur allseits beliebten Gewalt-Frage. Eigentlich ist es keine, denn es gibt keine! Okay… natürlich wird ein Film nicht nach seinem Blutgehalt gemessen und ein Film muss nicht vor rotem Lebenssaft triefen, um als gut durchzugehen. Aber wir sprechen hier nun mal von Robocop und Robocop ohne Blut, ist wie Rambo ohne Messer, wie Star Wars ohne Lichtschwert,…  da der Film nicht versucht eine vollkommen überzeichnete Satire zu sein, sondern mehr auf Drama abzielt, zugegebenermaßen auch recht geschickt Kritik am unternehmerischen Denken übt und seine Satire (zugegebenermaßen extrem ungeschickt und lächerlich) in Form von Samuel L. Jackson´s Auftritten versucht einzubauen, und der Grundton völlig anders als der des Originals ist, bedarf es keiner exzessiven Gewalt. Aber so ist eben auch kein Robocop mehr.



Das bringt uns nun zu der Tatsache, dass auch Paul Verhoeven´s Essenz der Menschwerdung der Maschine nicht treu geblieben wurde. Ist Alex Murphy in Verhoeven´s Original noch tatsächlich gestorben, lediglich Teile seines Hirns wurden konserviert und die menschliche Seele, Murphy´s Geist und Persönlichkeit haben aufgrund von Erinnerungsfetzen überlebt und sich langsam den Weg zurück in die Wahrnehmung gekämpft, so muss sich der neue Murphy lediglich damit abfinden, dass er an einen etwas aufgepimpten Rollstuhl der Zukunft gefesselt ist. Das Unternehmen Omnicorp versucht im Nacheherein das Menschliche zu unterdrücken und zu töten und erst daraufhin (ohne wirkliche Erklärung) kämpft der menschliche Geist dagegen an und gewinnt natürlich. Okay… lediglich ist vielleicht das falsche Wort, denn der Film hat hier durchaus ein paar gute Szenen zu bieten; besonders die Szene, in der Murphy seinen Körper präsentiert bekommt, schafft Emotionen und ist sehr gut gelungen.
"Sehr gut gelungen", nur wenn man nicht weiter drüber nachdenkt. Wieso bitteschön werden die Lungen, das Herz und die Speiseröhre behalten? Und wieso auch die Hand? Sorry, meine Damen und Herren, aber das ist völlig blöde! Die anderen, teilweise genauso dummen Logikfehler lasse ich mal außen außen vor...
Hier möchte ich nur schnell am Rande erwähnen, dass ich das Gesichts-Make-Up, wenn man es überhaupt so nennen kann (eher die Effekte), im Remake Scheisse finde. Es hat den Anschein, als habe man Jooel Kinnaman´s Gesicht einfach in eine Neoprensocke gesteckt und das war´s. Wie genial war Rob Bottin´s Make-Up im Original, um den Eindruck zu erwecken, man habe das Gesicht von Peter Weller über den Roboterschädel gespannt?

Und solche Dinge fallen dem geneigten Robocop-Fan über die gesamte, extrem gestreckte Lauflänge von ca. 2 Stunden immer wieder auf. Nicht alle davon waren Mist, aber die meisten.
So wirkt der wunderbare 80er-Jahre Score von Basil Poledouris völlig fehl am Platze, wenn er angespielt wird, die Drogenfabrikschießerei war einfach nur erbärmlich und so erzwungen mit dem Hackebeil das Storytelling eingefügt, dass ich heulen wollte, der „Dead Or Alive You´re Coming With Me“-Spruch war genauso unpassend platziert, der abgewandelte „I´d Wouldn´t Buy That For A Dollar“-Spruch jedoch hat mir überraschend gut gefallen.
Fans der alten Filme sollte es generell auffallen, dass das Remake nicht nur versucht Verhoeven´s Erstlingswerk Tribut zu zollen, auch so manches aus Teil 2 wurde frech übernommen. So könnte man auch meinen, die oben bereits erwähnte Szene, in der Murphy seine Überreste präsentiert bekommt, habe man aus Teil 2 geklaut, da Cain (Charakter aus Teil 2) eine ähnliche „Verwandlung“ durchläuft. Man könnte sogar fast so weit gehen und behaupten, dass die gesamte Prämisse Alex Murphys´ des Remakes aus eben dem zweiten Teil der 90er Jahre entnommen wurde. Des Weiteren erinnert der Showdown mit den drei ED 209s an den Showdown des zweiten Teils und auch die Szene, in der mehrere „Kandidaten“ vorgestellt werden, bevor Alex Murphy auserkoren wurde, dürfte dem ein oder anderen Fan ebenfalls dezent bekannt vorkommen.



Neben dieser Dinge, die ich nicht unbedingt verteufeln möchte, die aber nicht gerade von viel Kreativität szeugen (es ist ja schließlich immer noch ein Remake – oder besser gesagt, es soll eins sein), stören ein paar andere Dinge aber gewaltig. Den nicht vorhandenen Bösewicht hatte ich ja schon erwähnt. Alex Murphy ist ein ziemlich blasser Charakter im Film und man interessiert sich kaum für den Helden *Applaus Applaus*. Gary Oldman´s Figur ist da schon wesentlich tiefgründiger und vielschichtiger; für mich war er fast der Hauptcharakter! Aber nur fast; es wirkt, als seien alle Figuren nur Nebenfiguren.

Das Pacing ist außerdem ziemlich dröge. Die ersten 10 Minuten labert Samuel L. Jackson ohne Unterlass und es stellt sich, wie so vieles im Nachherein als überflüssig heraus, da es an späteren Stellen immer und immer und immer und immer und immer wieder wiederholt wird *gähn*  
Vieles was im Original sehr geschickt, mit damals zeitgemäßen Montagen erzählt und kurz und knapp auf den Punkt gebracht wurde, wird hier unnötig lange ausgespielt und dies dabei nicht sonderlich gut.
Das Fernbleiben jeglicher Story ist dem Pacing auch nicht gerade zuträglich.
Die Action ist sehr durchwachsen. Hin und wieder gibt es ein paar gelungene Passagen zu Gesicht, im Gesamten ist es aber unspektakulär (wie so vieles im Film). Die Action ist oft eine 1:1 Kopie irgendwelcher Egoshooter-Passagen, die blutentleert oder aufgrund von Nachtsicht visuell verfremdet sind; nichts Besonderers.

Schauspielerisch gibt es nichts zu sehen was im Gedächtnis bleiben wird; außer vielleicht Samuel L. Jackson´s peinliche Darbietungen und die neumodisch stoisch dreinblicken Äuglein von Abbie Cornish. 



Unterm Strich bleibt ein träges Action-Drama-Vehikel ohne viel Action und gemischten Dramaanleihen (teils gut, teils langweiliger Billigstandard), das zum Teil gute Ansätze bietet, aber aufgrund seiner Unausgegorenheit und der Abwesenheit einer Story zu Grunde geht.

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