Story/Film (1,5 P):
ACHTUNG SPOILER!
ACHTUNG SPOILER!
Ich gebe zu, ich wollte den Film sowieso hassen und jeder der nicht das erste
Mal hier auf meinem Blog ist, weiss dass ich gegen das Remake gewettert habe wo
es nur ging. Und so mag man sich nun fragen, wie es denn dann sein kann, dass
der Film noch 1,5 Punkte bekommt und nicht die zu erwartenden 0 Pünktchen
ausgehändigt bekommt. Naja… es liegt daran, dass es ein paar Aspekte gibt, die
gar nicht mal so Kacke sind und der Film vom Subtext her sogar ganz intelligent
oder besser gesagt, nicht dumm ist.
Obwohl es ein Remake ist, fällt es mir schwer den Film
beim Namen zu nennen, denn außer dem Namen, der Tatsache, dass hier ein
Roboter-Bulle herumläuft, hin und wieder ein paar Sprüche kopiert werden und
oftmals unpassend das Original zitiert wird, hat dieses Remake mit seinem
Original so viel zu tun, wie Bratwürste mit Schokolade.
Das Remake hat keinen wirklichen Bösewicht und es
mangelt Robocop somit am Gegenspieler. Eine Story gibt es eigentlich auch
nicht. Wenn man sich doch dazu entscheidet den hauchdünnen Roten Faden, als
Geschichte zu akzeptieren, wird man sich wundern, dass dieser erst nach ca. 70
Minuten aufgegriffen wird, fünf Minuten später fallen gelassen wird, wie ein
heisses Stück Eisen, der obligatorische Twist keiner ist und die Wende in der
Geschichte so einfallslos und unspektakulär erscheint, wie Robocops
Strom-Pistölchen.
Das bringt uns zur allseits beliebten Gewalt-Frage.
Eigentlich ist es keine, denn es gibt keine! Okay… natürlich wird ein Film
nicht nach seinem Blutgehalt gemessen und ein Film muss nicht vor rotem Lebenssaft
triefen, um als gut durchzugehen. Aber wir sprechen hier nun mal von Robocop
und Robocop ohne Blut, ist wie Rambo ohne Messer, wie Star Wars ohne
Lichtschwert,… da der Film nicht
versucht eine vollkommen überzeichnete Satire zu sein, sondern mehr auf Drama abzielt,
zugegebenermaßen auch recht geschickt Kritik am unternehmerischen Denken übt
und seine Satire (zugegebenermaßen extrem ungeschickt und lächerlich) in Form
von Samuel L. Jackson´s Auftritten versucht einzubauen, und der Grundton völlig
anders als der des Originals ist, bedarf es keiner exzessiven Gewalt. Aber so
ist eben auch kein Robocop mehr.
Das bringt uns nun zu der Tatsache, dass auch Paul
Verhoeven´s Essenz der Menschwerdung der Maschine nicht treu geblieben wurde.
Ist Alex Murphy in Verhoeven´s Original noch tatsächlich gestorben, lediglich
Teile seines Hirns wurden konserviert und die menschliche Seele, Murphy´s Geist
und Persönlichkeit haben aufgrund von Erinnerungsfetzen überlebt und sich
langsam den Weg zurück in die Wahrnehmung gekämpft, so muss sich der neue
Murphy lediglich damit abfinden, dass er an einen etwas aufgepimpten Rollstuhl
der Zukunft gefesselt ist. Das Unternehmen Omnicorp versucht im Nacheherein das
Menschliche zu unterdrücken und zu töten und erst daraufhin (ohne wirkliche
Erklärung) kämpft der menschliche Geist dagegen an und gewinnt natürlich. Okay…
lediglich ist vielleicht das falsche Wort, denn der Film hat hier durchaus ein
paar gute Szenen zu bieten; besonders die Szene, in der Murphy seinen Körper
präsentiert bekommt, schafft Emotionen und ist sehr gut gelungen.
"Sehr gut gelungen", nur wenn man nicht weiter drüber
nachdenkt. Wieso bitteschön werden die Lungen, das Herz und die Speiseröhre
behalten? Und wieso auch die Hand? Sorry, meine Damen und Herren, aber das ist
völlig blöde! Die anderen, teilweise genauso dummen Logikfehler lasse ich mal außen außen vor...
Hier möchte ich nur schnell am Rande erwähnen, dass ich
das Gesichts-Make-Up, wenn man es überhaupt so nennen kann (eher die Effekte),
im Remake Scheisse finde. Es hat den Anschein, als habe man Jooel Kinnaman´s
Gesicht einfach in eine Neoprensocke gesteckt und das war´s. Wie genial war Rob
Bottin´s Make-Up im Original, um den Eindruck zu erwecken, man habe das Gesicht
von Peter Weller über den Roboterschädel gespannt?
Und solche Dinge fallen dem geneigten Robocop-Fan
über die gesamte, extrem gestreckte Lauflänge von ca. 2 Stunden immer wieder
auf. Nicht alle davon waren Mist, aber die meisten.
So wirkt der wunderbare 80er-Jahre Score von Basil
Poledouris völlig fehl am Platze, wenn er angespielt wird, die
Drogenfabrikschießerei war einfach nur erbärmlich und so erzwungen mit dem
Hackebeil das Storytelling eingefügt, dass ich heulen wollte, der „Dead Or
Alive You´re Coming With Me“-Spruch war genauso unpassend platziert, der abgewandelte
„I´d Wouldn´t Buy That For A Dollar“-Spruch jedoch hat mir überraschend gut
gefallen.
Fans der alten Filme sollte es generell auffallen, dass
das Remake nicht nur versucht Verhoeven´s Erstlingswerk Tribut zu zollen, auch so
manches aus Teil 2 wurde frech übernommen. So könnte man auch meinen, die oben
bereits erwähnte Szene, in der Murphy seine Überreste präsentiert bekommt, habe
man aus Teil 2 geklaut, da Cain (Charakter aus Teil 2) eine ähnliche „Verwandlung“
durchläuft. Man könnte sogar fast so weit gehen und behaupten, dass die gesamte
Prämisse Alex Murphys´ des Remakes aus eben dem zweiten Teil der 90er Jahre
entnommen wurde. Des Weiteren erinnert der Showdown mit den drei ED 209s an den
Showdown des zweiten Teils und auch die Szene, in der mehrere „Kandidaten“
vorgestellt werden, bevor Alex Murphy auserkoren wurde, dürfte dem ein oder
anderen Fan ebenfalls dezent bekannt vorkommen.
Neben dieser Dinge, die ich nicht unbedingt verteufeln
möchte, die aber nicht gerade von viel Kreativität szeugen (es ist ja
schließlich immer noch ein Remake – oder besser gesagt, es soll eins sein),
stören ein paar andere Dinge aber gewaltig. Den nicht vorhandenen Bösewicht
hatte ich ja schon erwähnt. Alex Murphy ist ein ziemlich blasser Charakter im
Film und man interessiert sich kaum für den Helden *Applaus Applaus*. Gary Oldman´s Figur ist da schon wesentlich tiefgründiger und
vielschichtiger; für mich war er fast der Hauptcharakter! Aber nur fast; es
wirkt, als seien alle Figuren nur Nebenfiguren.
Das Pacing ist außerdem ziemlich dröge. Die ersten 10
Minuten labert Samuel L. Jackson ohne Unterlass und es stellt sich, wie so vieles im
Nachherein als überflüssig heraus, da es an späteren Stellen immer und immer
und immer und immer und immer wieder wiederholt wird *gähn*
Vieles was im Original sehr geschickt, mit damals
zeitgemäßen Montagen erzählt und kurz und knapp auf den Punkt gebracht wurde,
wird hier unnötig lange ausgespielt und dies dabei nicht sonderlich gut.
Das Fernbleiben jeglicher Story ist dem Pacing auch
nicht gerade zuträglich.
Die Action ist sehr durchwachsen. Hin und wieder gibt
es ein paar gelungene Passagen zu Gesicht, im Gesamten ist es aber
unspektakulär (wie so vieles im Film). Die Action ist oft eine 1:1 Kopie
irgendwelcher Egoshooter-Passagen, die blutentleert oder aufgrund von Nachtsicht
visuell verfremdet sind; nichts Besonderers.
Schauspielerisch gibt es nichts zu sehen was im Gedächtnis
bleiben wird; außer vielleicht Samuel L. Jackson´s peinliche Darbietungen und
die neumodisch stoisch dreinblicken Äuglein von Abbie Cornish.
Unterm Strich bleibt ein träges Action-Drama-Vehikel
ohne viel Action und gemischten Dramaanleihen (teils gut, teils langweiliger
Billigstandard), das zum Teil gute Ansätze bietet, aber aufgrund seiner
Unausgegorenheit und der Abwesenheit einer Story zu Grunde geht.
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