Freitag, 21. März 2014

Nosferatu (1922) – UK-Import (Blu Ray)



Nosferatu – UK-Import mit dt. Texttafeln (Blu Ray)

Vorwort:
Ich persönlich finde den Film durchaus gut und auch würdig der 4 Punkte. Hingegen der landläufigen Meinung, dass es sich hier um einen sehr guten Film, ein uneingeschränktes Meisterwerk handelt, muss ich jedoch Widerspruch einlegen und sehe den Film eher als leicht durchwachsen, dennoch gut an. 

Story/Film (3,5 P):
Murnau´s erster Film avancierte recht schnell zu einem Klassiker, einem gefeierten Beitrag zum Horrorgenre in Stummfilmform und gilt bis heute als wegweisender Vampirfilm.

Max Schreck´s Darbietung des Grafen Orloks´ ist in der Tat großartig, einmalig und stellt eines der tatsächlichen, uneingeschränkten Highlights des Films dar. Diese wird meistens, aber leider nicht immer, hervorragend und äußerst stimmungsvoll von Murnau eingefangen. Einige ikonische Bildkompositionen, in denen sehr geschickt mit Schatten gespielt wird, sind in die Geister der Menschen eingebrannt und sollten jedem Filmfan vertraut seien. Die klassische, bedeutungsschwangere und stellenweise bombastisch aufspielende Filmmusik sorgt für eine gute Stimmung und untermauert die Bilder teilweise sehr geschickt.

Wenn es jedoch ans Pacing geht, kann Nosferatu nur bedingt überzeugen. Ich kann gar nicht so genau sagen woran es liegt, aber der Film hat seine Hänger. Sei es das dezente Melodrama zwischen Hutter und dessen Frau, das nicht so überzeugen kann, wie es wohl gewollt war, die Szenen in und um Graf Orlok´s Schloss, die in ihrer Gesamtheit weniger Horror-Elemente bieten, als man es erwarten würde oder aber das dann doch irgendwie dahin gezimmert wirkende Ende, Nosferatu erscheint weniger rund als beispielsweise Phantom Of The Opera oder andere Stummfilmklassiker. Die zahlreichen blau eingefärbten Tageslichtsequenzen, die jedoch als nächtliche Szenen „verkauft“ werden sind der Stimmung leider ebenfalls dezent abträglich.

Wie dem auch sei… Murnau´s Nosferatu ist die (wahrscheinlich) erste Verfilmung von Bram Stoker´s Dracula Roman und kann auch heutzutage noch in vielerlei Hinsicht überzeugen. Die Musik ist ausgezeichnet, die Story ist zwar altbekannt, aber dennoch unterhaltsam, Max Schreck macht seinem Nachnamen alle Ehre und einige Bildkompositionen sind schlicht und einfach einmalig.



P.S. Nosferatu ist nicht unbedingt für Stummfilm-Neugierige geeignet, die einfach mal reinschnuppern möchten und sich dafür eines Klassikers bedienen. Hier empfehle ich entweder The Phantom Of The Opera oder den besten Stummfilm und evtl. besten Film aller Zeiten: Metropolis. Die Nibelungen ist aber auch sehr zu empfehlen.

Bild (4 P):
Das Bild dieser Blu Ray kommt dem von der englischen Blu Ray von The Phantom Of The Opera sehr nahe. Daher bin ich so frei und werde mich hier einiger eben jener Zeilen bedienen.

Der Großteil (ca. 80%) besteht aus einer guten bis sehr guten Restauration basierend auf einem Nitrat-Master, welches von Beschädigungen und Verschmutzungen größtenteils befreit wurde und dessen Ausbesserungen zwar sichtlich sind, aber nicht stören. Der Schärfegrad und die Detailzeichnung sind weitestgehend sehr gut, der Kontrast ebenfalls, es herrscht eine tolle Durchzeichnung und die in Violett, Rot, Blau & Sepia getauchten Farben sorgen für eine fabelhafte Stimmung und sehen ausgezeichnet aus; auch die „normalen“ S/W Sequenzen fallen hier nicht aus der Rolle. Öfters ist man regelrecht begeistert und staunt über die Detailzeichnung, den Schärfegrad und auftretenden Plastizität. In diesen Momenten ist das Bild kaum verbesserungswürdig und bekommt von mir 4,5 Punkte.




Aber auch dieses Master hat hin und wieder seine leichten Schwächen. So kann es ab und an passieren, dass die Farben etwas deutlicher in den Schwarzwert übergehen und diesen wiederum schwächen, Verschmutzungen können stellenweise leicht (!) zunehmen und ganz selten kann es auch vorkommen, dass das Bild merklich weicher und weniger detailliert erscheint.

Das Bildformat ändert sich jedoch nicht und die „neuen“ Texttafeln, die man geschaffen hat, da die originalen deutschen Versionen wohl nicht mehr alle vorhanden waren, wurden in selbiger Schrift, typographisch perfekt nachgestellt.

P.S. Hier will ich kurz erwähnen, dass eingeblendete Briefe zum Teil sehr schwer lesbar sind und man seine Augen im Vorfeld ans Altdeutsche gewöhnen sollte. Da ich den Film mit jemandem geschaut habe, der auf die englischen Untertitel angewiesen war, konnte, bzw. musste ich hin und wieder auf diese zurückgreifen.

Sound (Musik MA-Audio) (5 P):
Beim Sound darf wieder mit den Ohren geschlackert werden und auch hier verweise ich auf die BD von The Phantom Of The Opera und bediene mich selbiger Zeilen.

Die fabelhafte Musikuntermalung liegt einmal in LPCM 2.0 oder eben einem 5.1 Master Audio-Track vor, welchen ich bevorzugt habe, da ich im Vorfeld gelesen habe, dass dieser druckvoller und logischerweise auch räumlicher seien soll. Und was soll ich sagen?

Der Mix ist eine wahre Freude, ein Hörgenuss sondergleichen und bietet eine Musikwiedergabe der Superlative, wie man es beispielsweise von der deutschen VÖ von Metropolis oder der amerikanischen Ausgabe von Die Nibelungen kennt. Mit dem Drücken der Play-Taste lädt man das Orchester zu sich nachhause ein und wird mit 90 Minuten feinster, abwechslungsreicher, pompös aufspielender und fantastisch dynamischer Klassikunterhaltung belohnt. Es ist schlicht und einfach ein Hörgenuss, wie man ihn nur selten geboten bekommt und wie ihn wahrscheinlich nur Klassiker der Stummfilme-Ära bieten können, die eine entsprechende Restauration spendiert bekommen haben.



P.S. Bild und Ton bilden eine ausgezeichnete Symbiose, ziehen den Zuschauer regelrecht in ihren Bann und lassen ihn bis zum Schluss nicht wieder los.

P.P.S. Auch wenn mir der Sound von The Phantom Of The Opera ein klitzekleines Bißchen besser gefallen hat, meines Erachtens minimal dynamischer ist und von der Musik her dann doch pompöser rüberkommt, hat Nosferatu die Höchstwertung verdient und bietet besten, extrem hochwertigen Hörgenuss.

Extras (3,5 P):
Die Extras können sich durchaus sehen lassen und bieten eine knapp einstündige Doku über Murnau´s Leben und seine Werke, zwei Interviews mit Abel Ferrara & Kevin Jackson mit einer Lauflänge von ca. 30 Minuten, zwei Audiokommentare mit den Filmhistorikern R. Dixon Smith & David Kalat (eins von 2007, das andere von 2013) und ein 56 Seiten starkes Booklet.

3,5 von 5 - Story   
4,0 von 5 - Bild 
5,0 von 5 - Sound
3,5 von 5 - Extras

79% Gesamtwertung

87% technische Umsetzung

Player:
Playstation 3
 
Darstellung:
Mitsubishi HC-4000

Blu Ray: Nosferatu – UK-Import

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